Aldrich Hermelijn | curacaochronicle.com

Mit aktuellen News über Curacao immer up to date

Aldrich Hermelijn, Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle im Restaurant Ginger - Buddha Statue links im Hintergrund

Aldrich Hermelijn mit seinem Curacao Chronicle ist für uns die verlässlichste und vertrauensvollste Informationsquelle zu allem, was auf Curacao passiert. Hoffentlich demnächst auch für Dich – vielleicht nachdem Du diesen Beitrag gelesen hast.

Denn egal, ob eine Mülldeponie nachts in Flammen aufgeht, die niederländische Königsfamilie zu Besuch ist, oder es politische oder gesellschaftliche Entwicklungen gibt: Aldrich ist immer einer der Ersten vor Ort, weiß über alles Bescheid und kennt Gott und die Welt – und das nicht nur auf der Insel Curacao.

Yiu di Korsou – ein Kind der Insel

Natürlich wollten wir wissen, wer hinter unserer erstklassigen Nachrichtenquelle steckt. Wie das immer so ist, war da jemand in unserem Bekanntenkreis, der den Herausgeber des Chronicles bereits kannte: Bryan Horne [Link zum Interview mit Bryan]. Er war so lieb und stellte den Kontakt her. Und so lernten wir Aldrich Hermelijn kennen, den Gründer und Chefredakteur des Curacao Chronicle. Er ist ein liebenswerter, ganz wundervoller Mensch und Gesprächspartner.

Wer sonst sollte uns mehr Einblicke geben können, als ein Journalist aus Curacao? Aldrich ist ein ‘Yiu di Korsou’ (Papiamentu = Kind von Curacao). Er liebt seine Heimat. Als eine Art Botschafter der Insel erklärt er uns im Interview, wie die Curacaoenaars so ticken. Zudem verrät er wertvolle Tipps für den Inselaufenthalt. Wir erfahren, wie er darauf gekommen ist, den Curacao Chronicle zu gründen. Außerdem sind wir happy, dass er uns ein paar Einblicke in sein Privatleben gegeben hat. Vielen Dank dafür, denn das macht nicht jeder.

Zum Interview haben wir uns im Ginger in Willemstad, einem Restaurant im Stadtteil Pietermaai, getroffen. Nochmals ein Dankeschön an Angi und Paul vom Ginger, dass wir den ruhigen Außenbereich und das schöne Ambiente während der Schließzeit am Nachmittag nutzen durften.

Stefan Rosenthal und Aldrich Hermelijn treffen sich im Restaurant Ginger zum Interview - Kamera Setup

Kamera Setup zum Interview – Stefan Rosenthal und Aldrich Hermelijn

Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle

Vielleicht stellst Du Dich erst einmal kurz vor.

Aldrich: Also, ich wurde hier auf Curacao als Kind einer Familie mit unterschiedlicher Herkunft geboren. Mein Vater kommt aus Venezuela und meine Mutter wurde hier auf der Insel geboren. Aber sie kommt auch aus einer Mischkultur, denn ihr Vater, mein Großvater, ist Jude. Und meine Großmutter stammt von Afrikanern ab, die nach Curacao kamen. Väterlicherseits sind wir aus Surinam und haben zugleich einen jüdischen und spanischen Ursprung. Ich bin ich als ein kompletter Mix aus verschiedensten Kulturen.

“Darauf bin ich sehr stolz, denn in mir spiegelt sich das wider, was Curacao ist: Eine Mischung aus verschiedenen Völkern, Kulturen – einfach aus allem, was man sich vorstellen kann. Und das verkörpere ich, genau wie viele andere Menschen hier auf der Insel auch.”

Ich bin ein alleinerziehender Vater von zwei wunderbaren Jungen. Und ich bin der stolze Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle, der einzigen englischsprachigen Zeitung auf der Insel. Wir haben Tag für Tag Nachrichten und täglich Updates. Es gibt noch eine weitere englischsprachige Zeitung, aber diese ist lediglich eine Übersetzung von Nachrichten auf Papiamentu. Wir hingegen konzentrieren uns auf den internationalen Markt und sind ständig im Einsatz.

Werdegang

Ich habe vor fast zehn Jahren damit angefangen – allein. Damals war ich einfach nur ein Journalist bei einer Lokalzeitung. Und ich war es leid. Ich war es leid, so zu arbeiten. Ich war aber keinesfalls meiner Arbeit als Journalist überdrüssig oder was meine Karriere anging. Im Gegenteil, denn das ist meine Leidenschaft.

Stell Dir vor, Du hast den ganzen Tag gearbeitet und kommst abends nach Hause. Dann rufen sie dich an und sagen: „Hey, du musst zurückkommen, weil wir nicht möchten, dass du den Artikel in dieser Form schreibst. Du musst ihn ändern.“ „Warum?“ „Weil er gegen einen unserer Sponsoren gerichtet ist.“ Und das kam so oft vor. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Arbeit nicht so machen konnte, wie ich es wollte. Darum traf ich eine Entscheidung und dachte mir: Ich trage zwar die Verantwortung für zwei Söhne, die ich ernähren muss und für die ich sorgen muss, aber ich muss mich selbständig machen.

Screenshot von der Homepage des Curacao Chronicle

Die Homepage des Curacao Chronicle

Am 9. August 2012 habe ich den Curacao Chronicle gegründet. Seitdem ist er stetig gewachsen. Obwohl wir auf einer so kleinen Insel leben, ist es inzwischen in den Köpfen der Leute da draußen angekommen, dass die Website außerordentlich nützlich ist. Das liegt daran, dass ein großes Interesse an Curacao besteht. Wenn jemand etwas über die Insel wissen will, kommt er auf unsere Seite. Und ich bin stolz darauf, ihm die gewünschten Informationen bereitzustellen. Das also bin ich – in aller Kürze.

Ohne umfassende Recherche gehen keine Meldungen raus

Du hast alle meine Fragen in einem Satz beantwortet, kurz und knackig. Dann mach ich einfach mit meinem zweiten Thema weiter. Zum Beispiel das Feuer in der Mülldeponie: Woher hattest Du diese Information? Alles steht noch lichterloh in Flammen und wer hat währenddessen bereits ein Bild davon und einen Artikel online? Aldrich. Wie geht das?

Aldrich: Ich bin überall auf der Insel. Aber einige Orte, wie zum Beispiel das Hotel, in dem Ihr wohnt, kenne ich nicht (damals war es das Boutique Hotel Pietermaai). Weil es bisher nicht in den Nachrichten war. Aber wenn dort etwas passiert und es deshalb in die Nachrichten kommt, bin ich da – sind wir da.

Wie ich schon sagte, habe ich 2012 allein angefangen. Entsprechend war ich ständig unterwegs. Meine Kinder waren die ganze Zeit dabei. Beim Interviewen liefen meine beiden kleinen Kinder herum. Ja, so war das damals. Und dann haben wir uns schrittweise vergrößert. Zunächst habe ich einen weiteren Journalist eingestellt. Danach habe ich noch jemanden engagiert und so expandierte das Unternehmen wieder ein wenig. Dann kam ein Kameramann dazu und mittlerweile sind wir zu siebt. Auch wenn die Leute sagen: „Hey, das ist ja gar nicht so groß“. Aber für eine kleine Insel ist das schon ganz gut.

Stefan Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich erklärt und Maike Rosenthal fotografiert im Hintergrund

Aldrich erklärt Stefan etwas während Maike sich im Hintergrund ins Bild geschummelt hat

Ja, es ist wirklich groß für eine kleine Insel.

Aldrich: Deshalb versuchen wir, überall zu sein. Zudem haben wir immer jemand im Büro. Dort kann ich anrufen und sagen: “Hey, hier passiert gerade etwas. Ich schicke dir ein Foto von meinem Mobiltelefon. Bitte veröffentliche das auf der Website.” Auf diese Weise arbeiten wir.

Darum könnt Ihr auch so schnell Informationen bereitstellen.

Aldrich: Eins haben wir uns immer geschworen, auch wenn Eilmeldungen (Breaking News) sehr wichtig sind: Wenn wir nicht alle Informationen haben, dann gehen wir nicht mit einer Eilmeldung raus. Wir machen das einfach nicht. Manche sagen: “Hey, das hat ja ganz schön lange gedauert, bis ihr das veröffentlicht habt.” “Ja, weil wir noch auf der Suche nach weiteren Informationen waren.” Wir haben das Leserverhalten analysiert. Mittlerweile wissen wir, dass die meisten unserer Leser um die Mittagszeit und am Abend online gehen. Deshalb versuchen wir, unsere Nachrichten möglichst vor diesen Zeiten zu publizieren. Das ist der Grund, warum wir nicht allzu viel mit Breaking News arbeiten.

Internationale Zusammenarbeit hilft uns

Ist Curacao Chronicle Dein Hauptberuf?

Aldrich: Es ist mein Hauptgeschäft. Wir haben nichts anderes. Allerdings bieten wir zusätzliche Serviceleistungen an. Schließlich muss man ja überleben. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die Extra-Informationen anfordern. Diese stellen wir in Rechnung. Ich will ehrlich zu Dir sein: So können wir überleben.

Vor allem während der Pandemie wollte ich den Betrieb von Curacao Chronicle nicht einstellen. Deswegen mussten wir nach Alternativen suchen. Es gab einige Leute und andere Agenturen, vor allem CCTV aus China, die Informationen über die Karibik anfragten. Für diese zusätzlichen Informationen haben wir Geld verlangt. Es gibt noch weitere Agenturen, die wir mit Informationen beliefern. Wir verfügen somit über Möglichkeiten, die uns dabei helfen, nicht nur vom lokalen Markt abhängig zu sein.

Was mir aufgefallen ist: Ihr berichtet auch über das, was sich in den Niederlanden abspielt.

Aldrich: Im Moment arbeiten wir mit einigen Reportern in den Niederlanden zusammen, und da wir nicht immer Informationen von ihnen bekommen, schauen wir uns manchmal auch die Nachrichten dort an. In der Vergangenheit haben wir nur internationale Nachrichten gemacht. Aber nachdem wir das Verhalten unserer Leserinnen und Leser untersucht haben, haben wir festgestellt, dass sie nicht so oft auf internationale Nachrichten klicken. Ich meine, wenn man etwas wissen will, das in den USA, in Kanada oder in Deutschland passiert ist, schaut man nicht auf die Webseite des Curacao Chronicle. Wenn man es beim Curacao Chronicle findet, ist das großartig.

Wir konzentrieren uns mehr auf das niederländische Königreich und den Partner World News. Wir sind mehr auf die Niederlande und die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Curacao, Sint Maarten und den anderen Inseln ausgerichtet. Manchmal beschäftigen wir uns noch mit Venezuela, weil es so nah ist. Wenn dort etwas geschieht, bekommen wir das auch zu spüren.

Screenshot von den World News auf der Website des Curacao Chronicle

Die World News Seite des Curacao Chronicle

Brückensprache und zugleich Weltsprache

Die Leserschaft des Curacao Chronicle: Ist sie eher lokal oder international?

Aldrich: Wir haben eine Liste von Ländern, die unsere Seite besuchen bzw. von Menschen aus anderen Ländern, die sie besuchen. An der Spitze der Liste stehen die USA. Du wirst es nicht glauben, aber Deutschland ist in den Top 5. Wir haben konstant ein paar Tausend Besucher aus Deutschland auf der Website. Zudem weiß ich jetzt, dass Ihr auch dabei seid. Aber wir haben auch Besucher aus Kanada, den Niederlanden und aus der Region. Curacao, Sint Maarten und Aruba sind an der Spitze. Doch die meisten unserer Leser kommen aus verschiedenen, anderen Ländern.

Ich denke, das liegt an der englischen Sprache. Es gibt einige Zeitungen auf Papiamentu für die Leute vor Ort. Aber für die internationalen Leser ist der Chronicle die einzige Quelle, die ich gefunden habe: jeden Tag korrekt, pünktlich und nah an den Menschen. Herzlichen Glückwunsch!

Aldrich: Vielen Dank. Ja, das ist genau das, was wir anstreben, und wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, Curacao in der ganzen Welt bekannt zu machen. Es ist eine kleine Insel, aber sie hat eine Menge zu bieten. Und die Menschen sollen wissen, was die Insel alles zu bieten hat, z.B. wenn sie ein Haus kaufen wollen, wenn sie hier investieren wollen, wenn sie hier leben wollen, selbst wenn sie hier nur Urlaub machen wollen. Es geht dabei nicht nur um Hotels und Strände…

Journalismus aus Leidenschaft

Was treibt Dich täglich an? Ist es deine Leidenschaft, Journalist zu sein, Herausgeber zu sein?

Aldrich: Immer. Um diese Frage zu beantworten, möchte ich eine kleine Einführung geben: Als ich klein war, habe ich bei meiner Großmutter gewohnt. Sie ist bereits 2017 verstorben. Jeden Abend habe ich mit ihr Nachrichten angeschaut. Wie alt war ich? 6, 7, 8, 10 – es bedeutete mir jeden Abend sehr viel, mich mit ihr hinzusetzen, die Lokalnachrichten zu schauen und zu reden. Sie hat mir die Welt erklärt und so entstand diese Leidenschaft. Ich nenne es schlicht und ergreifend „soziale Kommunikation“.

Ich habe nicht wirklich Journalismus studiert, aber ich liebte es, zu kommunizieren. Ich liebte es, zu schreiben. Nach meinem Abschluss an der Universität begann ich zu arbeiten. Alles, was ich gemacht habe, hatte mit Kommunikation zu tun. Dann kam die Entscheidung: Okay, jetzt weiß ich, wie Verwaltung funktioniert, weil ich für eine Behörde gearbeitet habe. Anschließend habe ich in der freien Wirtschaft gearbeitet. Jetzt weiß ich, wie alles funktioniert, und ich fühle mich bereit – weil ich ja immer noch jung war – als Journalist zu arbeiten. Ich stieg bei einer Zeitung ein. Die Zeitung ging vor ein paar Jahren in Konkurs, aber dort fing alles für mich an.

Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass es auf dieser kleinen Insel sehr stark von den Sponsoren abhängt, was du schreibst. Da habe ich für mich entschieden, dass ich nicht so sein möchte. Ich will die Leute exakt darüber informieren, was wirklich los ist. Nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Dekolonisierungskomitees der Vereinten Nationen fing ich damit an. Dr. Corbin – ich werde ihm immer dankbar sein – sagte zu mir:

„Weißt du, was das Problem von Curacao ist?“
„Was?“
„Das Problem ist, dass wir in der Region nicht wissen, was vor sich geht, weil alle Nachrichten auf Papiamentu und Niederländisch sind. Wir sprechen diese Sprachen nicht.“

Das blieb mir im Gedächtnis. Eines Tages ging ich zu einer Pressekonferenz. Es hatte etwas mit Karneval zu tun. Das ist zwar nicht so mein Ding, aber ich bin trotzdem hingefahren. Gerade als ich aus dem Auto stieg, hörte ich eine Stimme. Es kam mir so vor, als ob ich mit mir selbst sprechen würde: Warum berichtest du nicht auf Englisch? Oha – Moment mal, das ist die Idee! Das war im Jahr 2011. Ich beschloss daraufhin, eine Website zu erstellen und die Leute (in englischer Sprache) zu informieren. Es war schwer. Es war hart.

„Aber weißt du, was mich motiviert – was mich antreibt? Wenn ich sehe, dass Menschen meine Artikel lesen. Oder wenn ich Kommentare erhalte – manchmal schreckliche Kommentare. Die Leute beschimpfen mich. Aber so ist das Leben – das ist ganz normal. Ich nehme es nicht persönlich.“

Stefan Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich hebt die Hand ans Ohr und erzählt lachend

Aldrich erzählt Stefan, was er alles zu hören bekommt

Wir haben einen Bereich auf der Webseite, in dem man mit uns Kontakt aufnehmen kann. Niemand sonst kann sehen, was man schreibt. Wir bekommen zwischen dreihundert und vierhundert E-Mails am Tag. Sie kommen von Menschen, die uns um Hilfe bitten, die nach bestimmten Artikeln fragen, die kommentieren, die uns zu neuen Themen inspirieren oder uns Informationen zukommen lassen.

Führende englischsprachige Online-Zeitung über Curacao

Das ist interessant, denn als Besucher der Website kann man nicht sofort auf diese Größe schließen.

Aldrich: Und das ist der Grund, warum sie immer noch existiert. Wenn sie klein wäre und sie nur ein paar hundert Leute besuchen würden, hätte ich schon lange damit aufgehört. Dann würde ich jetzt etwas anderes machen. Aber wir sprechen jeden Tag über Tausende und Abertausende von Menschen. Wenn ich den Leuten sage, dass die Seite groß ist, dann deshalb, weil sie groß ist.

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir ankündigten, dass die Fluggesellschaft Jet Blue damit beginnen würde, nach Curacao zu fliegen. Allein an einem Tag haben 240.000 Menschen die Website besucht. Das ist verrückt. An einem normalen Tag haben wir zwischen 60.000 und 80.000 Besuche. Aber jedes Mal, wenn wir etwas veröffentlichen, das es wirklich wert ist, gelesen zu werden, kommen wir an diese Zahlen heran.

Screenshot eines Artikels des Curacao Chronicles mit der News, dass Delta Airlines ab Dezember non-stop nach Curacao fliegt

Curacao Chronicle Artikel mit einer weiteren News zu Flügen nach Curacao

Kommen wir noch einmal auf die Unabhängigkeit deiner Seite zurück. Ich habe gesehen, dass das Fremdenverkehrsamt (Curacao Tourist Board – CTB) eine Anzeige auf der Homepage geschaltet hat. Im Rahmen einer Partnerschaft?

Aldrich: Nein, sie haben nur das Banner – sie bezahlen dafür. Und ich will ganz ehrlich mit dir sein: Wir sind sehr unabhängig, was die Politik und die Wirtschaft angeht. Aber wir haben einander versprochen, dass wir nie etwas Schlechtes über den Tourismus schreiben werden. Denn das ist unsere Art, für unsere Insel zu werben. Wir haben dem Tourist Board versichert, dass wir uns immer mit ihnen in Verbindung setzen werden, wenn es etwas Negatives zu berichten gibt. Wir möchten immer ihre Version der Geschichte haben. Wir versuchen, es so darzustellen, dass man versteht: O.k., was geschehen ist, ist geschehen, aber das Tourismusbüro hat sich der Sache angenommen.

Man sollte sich hier auf der Insel gegenseitig unterstützen.

Aldrich: Ja, deshalb geben wir zum Beispiel alle Informationen, die sie uns geben, an unsere Leser weiter. Denn wir wissen, dass Leute wie Ihr, bevor sie nach Curacao reisen, wissen wollen, was von ihnen erwartet wird: die Vorschriften, die Karte, die Ihr ausfüllen müsst und all das. Damit unterstützen wir das CTB, denn wir haben viele Leser. Wir haben sie, um diese Informationen zu verbreiten.

Lass uns einen kurzen Blick in die Zukunft werfen: Gibt es Pläne, Apps für Android oder iphone zu entwickeln?

Aldrich: Die Zukunft, nach der Du fragst, besteht darin, die Website zu erneuern, sie attraktiver zu machen, sie zugänglicher zu machen. Die andere Sache ist, dass wir bereits eine App haben. Aber die App muss man über die Website herunterladen. Wir werden die App daher in den Google und Apple Store stellen.

Screenshot der App Download Seite des Curacao Chronicles

Die Curacao Chronicle App zum Download auf der Homepage

Etwas, das ich gerne noch wissen möchte: Du hast mir von Deiner Herkunft erzählt – von dem kulturellen Mischmasch. Wie viele Sprachen sprichst Du?

Aldrich: Ich spreche Papiamentu. Darauf bin ich stolz. Denn mit Papiamentu war es für mich sehr einfach, andere Sprachen zu erlernen. Ich spreche sehr gut Spanisch. Ich schreibe auch auf Spanisch, was viele Leute nicht wissen. Entsprechend tausche ich News mit einigen spanischen Nachrichtenagenturen aus. Zudem spreche ich auch Niederländisch. Früher habe ich in den Niederlanden gewohnt, ganz in der Nähe zur deutschen Grenze. Deshalb habe ich ein bisschen Deutsch gelernt. Jedes Mal, wenn Ihr Deutsch sprecht, verstehe ich es sehr gut. Allerdings kann ich mich nicht ganz so ausdrücken, wie ich das gerne täte. Aber ich verstehe es. Französisch habe ich auch gelernt. Mein letztes Projekt war es, Portugiesisch zu lernen. Ich habe einige Kurse besucht und fühle mich schon sehr wohl damit. Und natürlich meine Lieblingssprache: Englisch.

Aldrich, vielen Dank, Dankeschön. Ich übergebe jetzt an Maike, die den anderen Teil der Fragen hat. Herzlichen Dank.

Aldrich: Danke schön.

Maike Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich schaut zu Stefan, der beide filmt

Fliegender Wechsel – Stefan ist jetzt hinter der Kamera

Meine Festplatte würde ich überall mit hinnehmen – und natürlich Musik

Jetzt komm ich dran. Stefan hat seine Fragen mit Deinen Sprachkenntnissen abgeschlossen. Ich interessiere mich für Deinen Namen: Aldrich. Das ist ein sehr alter, deutscher Name. Weißt Du, warum Du diesen Namen trägst?

Aldrich: Es war mein Vater – mein Vater liebte diesen Namen. Er gab mir diesen Namen. Er bedeutet auf Deutsch ‚edler Herrscher‘ oder ‚alter Herrscher‘ (auch weiser Gebieter, Ratgeber, Berater, Hüter), und ich bin stolz auf diesen Namen. Es ist einer seiner Lieblingsnamen, von dem er mir sagte, dass er ihn einfach großartig fand und er sich nach Macht anfühlte. Deshalb hat er mich Aldrich genannt.

Wenn man ein Interview macht, fragt man in Deutschland normalerweise: „Wenn du auf eine einsame Insel reisen würdest und nur drei Dinge mitnehmen dürftest – was wäre das?“ Aber Du lebst auf einer Insel. Deshalb würde ich Dich gerne fragen: „Wenn du ins kalte Europa reisen würdest, welche drei Dinge würdest du mitnehmen?“

Aldrich: Meine Jacke und meine Kinder. Und der Curacao Chronicle muss fortbestehen. Deshalb würde ich meinen Computer mitnehmen. Nein, nicht wirklich den Computer, denn den kann ich in Europa kaufen. Ich würde meine Festplatte mitnehmen. Ohne die kann ich nicht leben. Ich werde oft gefragt, warum ich nicht einfach alles in die Cloud packe. Nein. Ich bin sehr technikaffin, aber ich muss meine Daten trotzdem immer bei mir haben. Ich will nicht alles in die Cloud stellen, weil ich dort Gefahr laufe, gehackt zu werden.

Maike Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich symbolisiert, dass er seine Daten immer mit sich tragen möchte

Aldrich symbolisiert, was ihm lieb und teuer ist

Du arbeitest sehr viel. Du bist der Chefredakteur und machst alles, was mit dem Curacao Chronicle zu tun hat. Wie erholst Du Dich von Deiner Arbeit? Was machst Du in Deiner Freizeit am liebsten?

Aldrich: Ich bin ein Musikfreak. Ich liebe Musik. Und Du ahnst nicht, welche Art von Musik.

Genau das wäre meine nächste Frage.

Aldrich: Ich liebe Rock, Rock-Baladen. In letzter Zeit habe ich zum Beispiel versucht, mir alles von den Scorpions anzuhören – die kommen ja aus Deutschland. Ich habe auch Mötley Crüe gehört und dadurch versucht, in die Vergangenheit zu reisen. Das weckt viele Erinnerungen in mir. Als ich klein war, habe ich Guns ’n Roses gehört, als ich in der Highschool war. Oder Alice Cooper – ich habe Musik von all den Stars aus dieser Zeit gehört. Sogar während der Arbeit.

Folgendes ist bei mir der Fall: Ich muss gestehen, dass ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich Musik höre. Damit kann ich besser lesen, verstehen und mir Dinge merken. Wenn es um mich herum zu leise ist, kann ich nicht arbeiten. Spricht beispielsweise jemand mit mir, kann ich ebenfalls nicht arbeiten. Aber wenn ich Musik höre, und zwar die Musik, die ich kenne und die ich mag, kann ich mir Dinge besser merken. Vielleicht habe ich mir das antrainiert, denn im Studium war das auch so. Wenn ich jetzt an einem Artikel arbeite und schreibe, lege ich einfach richtig gute Musik auf. Dabei ist mir egal, wie oft sich die Titel wiederholen. Ich höre sie und schreibe gute Artikel. Darüber hinaus bin ich viel aufnahmefähiger für Informationen, die ich in anderen Artikeln weiterverwenden kann.

Musik bringt Dich in einen Flow, einen Schreibfluss.

Aldrich: Ganz genau. Und zu Deiner Frage, wie ich mich erhole: Ich sitze einfach da und lausche. Ach, ich liebe das! Außerdem habe ich als alleinerziehender Vater gelernt, mich auf meine Kinder einzustellen. Weil ich ja elf Jahre lang ganz allein mit ihnen zusammen war. Selbst wenn ich Musik höre oder ähnliches. Wenn sie sich unterhalten oder wenn sie etwas zu mir sagen, bekomme ich das mit. Sogar wenn ich schlafe und sie dann höre, spüre ich das. Kurzum: Musik und meine Kinder.

Meine Familie ist mir das Wichtigste und Kochen ist mein Hobby

Du hast über den Karneval gesprochen, der nicht so sehr Dein Ding ist. Dennoch gibt es hier auf Curacao besondere Traditionen in Bezug auf den Karneval und auch auf Silvester. Was ist Dir lieber?

Aldrich: Nun, ich bin eher der Typ, der zu Hause bleibt und dort feiert. Normalerweise mag ich Silvester sehr, denn an Weihnachten und zu Silvester koche ich. Ich liebe es, zu kochen. Für meine Familie koche ich gerne. Zudem liebe ich Feuerwerk, vor allem das Anzünden von Feuerwerkskörpern. Ich spare das ganze Jahr über Geld. Dieses Geld ist speziell für den Kauf von Feuerwerkartikeln bestimmt. Wenn ich extra dafür spare, um Feuerwerkskörper abzubrennen, dann fühle ich mich nicht ganz so schlecht dabei.

Jeder bei uns weiß, dass die Spardose mit Geld für Feuerwerkskörper gedacht ist. Meine Kinder sind da genau so wie ich. Sie lieben Feuerwerk und für uns ist das wirklich ein Riesending. Ich möchte, dass sie tolle Erinnerungen damit verbinden. Ich wünsche mir, dass sie, wenn sie älter werden und ihr Vater irgendwann nicht mehr da ist, sagen: „Ja Mann, wir hatten echt eine tolle Zeit mit unserem Vater.“ Daher versuche ich, Erinnerungen zu erschaffen, vor allem besondere Momente wie diese. Kann ich Dir erzählen, was wir an Weihnachten machen?

Selbstverständlich.

Aldrich: An Weihnachten besuchen wir ausschließlich die Verwandtschaft. Aber den zweiten Weihnachtstag, den 26., feiern wir hier. Das ist unser Tag. Wir verriegeln das Haus und schließen alles ab. Wir legen die Kissen und alle anderen Dinge vor den Fernseher und schauen von morgens bis abends Filme. Das machen wir jetzt schon seit Jahren so. Es ist schon zur Tradition geworden. Meine Kinder sagen immer: „Papa, das ist genau das, was wir wollen.“ Der Papa kocht an diesem Tag, es gibt Chips und Getränke. Es ist mir egal, was sie essen. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Sie hören von mir nicht: „Nein, du hast zu viel Schokolade gegessen. Im Gegenteil, iss“. Am Neujahrstag wissen sie dann auch, dass wir gut essen, dass wir zu Hause mit der Familie zusammen sind und dass wir es genießen.

Und Du bist ein ausgezeichneter Koch. Welche Art von Essen bereitest Du am liebsten zu?

Aldrich: Nun, ich koche gerne regionales Essen. Meine Lieblingsspeise ist Papaya-Stew (Eintopf oder auf Papiamentu: Stoba). Ich weiß nicht, ob Du das schon mal gegessen hast. Bei diesem Eintopf verwendet man die grüne Papaya und geschmortes Fleisch und… Ahh!

Welche Art von Fleisch ist in diesem Papaya Eintopf? Wir haben gelernt, dass in die Stoba, wie sie genannt wird, Fleisch hineinkommt. Papaya ist eine Frucht, aber welche Art von Fleisch ist drin?

Aldrich: Ich sage meinen Kindern immer: Wenn die Papaya grün ist, verwenden wir sie als Gemüse und wenn sie reif ist, ist sie eine Frucht. Was wir jedoch als Fleischeinlage für die Stoba verwenden, ist Ochsenschwanz. Den verwenden wir und ich mag den Stew auch gerne mit Rippchen drin, Spareribs. Ein anderes Gericht, das ich gerne esse, ist – ich weiß nicht, ob Ihr das in Deutschland esst – Sauerkraut Stew.

Ja, Sauerkraut mit Rippchen ist auch ein deutsches Essen.

Aldrich: Genau, das esse ich auch gerne. Das also sind meine beiden Lieblingsgerichte. Generell esse ich alles außer Iguana (Leguan). Nein, nein, nein, das kann ich nicht.

Ich koche auch gerne Indonesisch. Als ich in den Niederlanden gelebt habe, wohnte ich bei einer indonesischen Familie. Sie hat mir viel über indonesisches Essen beigebracht und wie man es zubereitet. Außerdem war ich in Indonesien und habe dort ebenfalls gelernt, wie man kocht. Wenn Du hier zu mir nach Hause kommst, öffnest Du den Küchenschrank und siehst indonesische Gewürze. Das sind nämlich meine Lieblingsgewürze. Und ich mag deutsches Essen, mmh.

Kannst Du bitte wiederholen, was Deine Kinder an dem deutschen Essen lieben?

Aldrich: Oh ja – die Kamera war aus als wir darüber gesprochen haben – 2017 waren wir in München und sie sagen immer noch – ich meine, sie waren echt noch klein damals: „Papa weißt du, was wir essen möchten? Brezn mit Frischkäse.“ Sie lieben das. Daraufhin habe ich ihnen versprochen, dass wir wieder nach Deutschland reisen werden. Und ich bin mir sicher, wenn wir wieder nach Deutschland kommen, werden wir noch viel mehr davon essen (beide lachen).

Meine Lieblingsrestaurants auf Curacao

Für unsere Besucher und Follower: Welche drei Restaurants kannst Du für regionale Gerichte empfehlen?

Aldrich: An erster Stelle steht der Old Market (Plasa Bieu). Dort ist mein persönliches Lieblingsrestaurant. Es gehört einer guten Freundin von mir: Zus. Ich weiß nicht, ob Ihr dort schon einmal gegessen habt, aber wenn Ihr zum Markt geht, dann esst bei Zus (Zus di Plaza).

Zus di Plaza am Old Market Plasa Bieu

Die Küche von Zus die Plaza am Old Market in Willemstad

Macht sie auch die Dushi Kadushi Suppe?

Aldrich: Ja, das macht sie. Wenn Du dort reinkommst, ganz rechts, da findest Du sie: die kräftige Dame – ihre Töchter sind auch kräftig. Ja, sie sind wirklich alle ganz gute Esser. Aber sie sind wirklich hervorragende Köchinnen.

Mein zweiter Favorit ist Jaanchie’s. Es befindet sich in Westpunt. Mich beeindruckt vor allem die Art und Weise, wie sie das Essen zubereiten. Es ist sehr einfach, aber es ist köstlich. Und wenn Ihr dort seid, probiert diese Funchi. Das ist eine Art Polenta – sehr lecker.

Das ist mein Lieblingsessen. Ich denke, ich werde umsteigen: Ich esse keine Pommes Frites oder Kartoffeln mehr, sondern stattdessen nur noch Funchi.

Aldrich: Am liebsten esse ich sie mit Knoblauchsoße. Die Knoblauch Creme, die sie haben, ist wirklich gut. Ich würde sagen, wir sollten jetzt gehen (er deutet an, aufzustehen – beide lachen).

Funchi sind auch eine schöne Beilage oder einfach nur ein Snack. Sie sind sehr vielseitig.

Aldrich: Wenn ich beispielsweise Funchi zubereite, mache ich viel mehr, als wir zu Mittag essen können. Und am Abend schneide ich sie dann auf und brate sie. Dann sind sie außen knusprig und innen weich. Meine Familie liebt das.

Und das dritte Restaurant für regionale Speisen – ähm – ich denke, dass jeder, der hier herkommt, unbedingt Barbecue nach Curacao-Art essen muss. Wann kann man das mal probieren? Mein ultimativer Tipp: Die Barbecue-Trucks in den Abendstunden sind der Renner. Nach 9 Uhr abends, vor allem auf dem Rooseveldtweg und dem Winston Churchillweg, stehen Food Trucks, die Sandwiches mit Grillspezialitäten nach curacaoscher Art verkaufen (Handzeichen mit Luftkuss = sehr lecker).

Trinkt einfach jede Menge Wasser!

Diese Insel ist wirklich heiß, heiß und nochmal heiß. Was ist Deine Strategie, um Dich abzukühlen?

Aldrich: Sehr viel Wasser trinken, kaltes Wasser. Wenn man arbeitet, kann man natürlich nicht ständig an den Strand gehen. Doch wir leben auf einer sehr heißen Insel in der Karibik. So ist das nun mal. Aber ich sage jedem – ich sage es den Touristen, ich sage es den Besuchern: Trinkt einfach jede Menge Wasser. Tut das einfach und das wird euch helfen.

Wir haben auch ein lokales Produkt namens ‚Glacial‘. Es ist eine Art Minze Liquid auf Alkoholbasis, mit dem Du Dich einsprühen kannst. Ich habe entdeckt, dass es mittlerweile eines gibt, das nicht ganz so stark nach Minze riecht. Du kannst Glacial verwenden, um Dich runter zu kühlen. Du findest es überall – es ist grün. Das heißt, es ist in einer durchsichtigen Flasche, aber die Flüssigkeit selbst ist grün. Es gibt auch noch eine farblose Variante. Seit der Pandemie sind beide Sorten erhältlich. Die grüne Ausführung riecht nach Minze. Sie erfrischt und kühlt.

Glacial Sortiment in verschiedenen Ausführungen im Supermarkt Regal

Ein Ausschnitt aus dem Glacial Sortiment im Supermarkt Regal

Meine Lieblingsstrände sind…

Was die Strände angeht: Wenn Du mit Deinen Jungs an den Strand gehst – welcher ist Dein persönlicher Lieblingsstrand?

Aldrich: Knip Strand, Kenepa Grandi ist die Nummer Eins. Wir mögen den Knip Strand, wir gehen auch zum Daaibooi und Jeremi. Das machen wir gerne. Manchmal, wenn wir einfach nur allein sein wollen, ohne viele Menschen, gehen wir zum Westpoint Beach (damit sind Playa Forti und Playa Grandi gemeint). Wenn Du unten am Strand bist (der mit den bunten Treppen), gehst Du ganz nach rechts. Ich finde es dort so schön, weil der Sand eine braune Farbe und winzige Kieselsteine hat. Dennoch sind sie sehr weich. Wenn wir dorthin gehen – es gibt einen Felsen, der den Strand in der Mitte in zwei Bereiche teilt – laufen wir einfach daran vorbei auf die andere Seite. Dort wirst Du immer ganz für Dich sein. Ich mag das, aber der Knip Strand ist der Lieblingsstrand meiner Kinder. Er ist flach und sie können von den Felsen springen.

Weißt Du, wie hoch der Sprungfelsen ist?

Aldrich: Etwa fünf Meter. Ich stehe nur dabei und schaue ihnen zu, aber ich selber mache das nicht. Nein, nein, nein. Als ich klein war, ja. Aber jetzt nicht mehr.

Wie lautet Dein Lieblingsradiosender? Wenn wir mit dem Auto fahren, tunen wir die ganze Zeit. Wir lieben einfach alle Radiosender auf Curacao. Aber hast Du einen? Gibt es vielleicht einen Rocksender?

Aldrich: Nein, Curacao Chronicle arbeitet mit Easy FM zusammen. Manchmal werden unsere Nachrichten auf Easy FM vorgelesen, und das nur kurz, nur die Schlagzeilen. Danach läuft nur noch reine Musik. Ich finde, sie haben einen guten Musikgeschmack. Wie gesagt, ich liebe Musik, also wäre das mein Favorit. Der andere ist Laser 101. Die haben auch gute Musik. Zu bestimmten Tageszeiten haben sie spezielle Formate. Dann spielen sie alte Songs aus den siebziger und achtziger Jahren. Das liebe ich.

Was ist dein Lieblingstier?

Aldrich: Mein Lieblingstier ist meine Katze.

Wie heißt sie denn?

Aldrich: Tami. Ich war eigentlich kein Katzenfan, aber wir haben diese Katze auf der Straße gefunden und als ich sie sah, sagten meine Kinder: „Papa,…“ „Ja, ja, ich weiß“. Also haben wir sie mitgenommen und ihr ein gutes Zuhause gegeben. Sie lebt jetzt mit uns zusammen und ist ein Teil der Familie. Ab und zu beißt sie uns. Wir wissen, dass wir sie dann in Ruhe lassen müssen. Aber danach kommt sie zurück und spielt mit uns. Wie ich schon sagte, bin ich kein Katzenfreund, aber ich liebe Tami.

Eigentlich sind das meine Lieblingstiere: Vögel – ich liebe sie. Ich bin ein Vogelliebhaber. Allerdings bin ich nicht der Typ, der einen Vogel in einem Käfig sehen möchte. Nein, ich liebe es einfach, sie zu sehen. Und wenn ich einen Vogel haben könnte, der in meinem Haus herumspaziert, würde ich das lieben. Doch ich will sie einfach in Freiheit wissen.

Aldrich’s Tipps für das perfekte Souvenir

Was könnten die Besucher, die nach Curacao kommen, als Souvenir mit nach Europa nehmen? Sie haben nicht viel Platz und können in das Flugzeug nicht so viel Gewicht mitnehmen.

Aldrich: Eines meiner Lieblingsmitbringsel – ich trinke keinen Alkohol – ist der Blue Curacao, das Original von Chobolobo. Ich denke, dass den jeder, der Curacao besucht, mitnehmen sollte. Wenn man diesen Curacao-Likör hat, kann man sagen: „Hey, diese Art von Likör gibt es überall, aber ich habe das Original“.

Ich habe die Geschichte von Chobolobo gelesen, und von dem Mann, der die Laraha-Orange anbaut. Er bringt sie zwei Mal im Jahr zum Landhaus Chobolobo in die Likörfabrik. Anscheinend gibt nur einen einzigen großen Tank für die Produktion. Dementsprechend exklusiv ist der Likör…

Sehr exklusiv. Ich bin froh, dass sie den Preis in einem vernünftigen Rahmen gehalten haben. Aber wenn du es dort kaufst, hast du das Original. Viele Leute sagen, der Blaue sei das Original. Dem ist nicht so. Der Klare ist das Original. Ich meine den, der wie Wasser aussieht. Alle anderen Sorten werden einfach nur gefärbt. Wenn du also die Klare ergattern kannst, ist das prima. Alternativ kannst du auch diese kleine Packung mit mehreren Likören nehmen, um verschiedene Farben zu haben. Da gibt es alle möglichen Geschmacksrichtungen: Es gibt den Mokka-, Tamarinden- und Rum-Rosinen-Geschmack. Nirgendwo anders wird so etwas produziert außer bei uns.

Die verschiedenen Sorten Senior Liköre im Landhuis Chobolobo

Alle erhältlichen SENIOR Likörsorten im Landhuis Chobolobo mit dem Original links oben

Ein weiteres Souvenir, das auf der Insel fast zum Selbstläufer geworden ist, ist die Chichi. Ich liebe die Chichi. Manche regen sich darüber auf, weil die Skulptur mehr oder weniger eine dicke Frau darstellt. Aber man muss verstehen, dass das Ganze ein Teil unserer Kultur ist. Die Frau, die die Chichi kreiert hat (Serena Israel) – ich habe mich mit ihr ausgetauscht. Ich liebe sie. Sie hat unsere Kultur ein wenig genauer erforscht und festgestellt, dass die alte Mama, die kreolische Mama aus Curacao, eine dicke Frau ist. Auch im Sinne von stark und mächtig, denn jeder achtet und schätzt sie. Sie ist die beste Köchin. Das ist es, was wir kennen: die Chichi, die Mama, die große Mama. Wenn man also eine bunte Chichi mitnimmt, dann ist das ein schönes Souvenir, wie ich finde. Diese Chichi ist schon wirklich witzig. Ich liebe sie. Übrigens habe ich selbst eine.

So kaufe ich auf Curacao ein

Wo kaufst Du hier auf Curacao am liebsten ein? Normale Dinge und Lebensmittel.

Aldrich: Ich wohne in der Nähe vom Centrum Supermarkt. Deshalb gehe ich dorthin. Zudem bin ein Fan von diesem Supermarkt. Da weiß ich genau, wo alles ist. Wenn sie mal etwas umstellen, dann bin ich sauer. (beide lachen) Ja, ja, die kennen mich gut dort.

Lass mich Dir erklären, wie ich einkaufen gehe: Wenn ich Müsli für meine Kinder will, gehe ich zu CostULess. (CostULess ist bekannt für seine Großpackungen – vergleichbar mit der Metro in Deutschland.) Angenommen, ich muss Eier kaufen. Dann gibt es im Nordosten der Insel einen bestimmten Ort, an dem ich sie bekomme. Wann immer ich also in der Gegend bin, kaufe ich auf jeden Fall Eier, weil sie dort günstiger sind. Und wenn ich Milch brauche, gehe ich in den Esperamos Supermarkt. Dort gibt es die Milch, die meine Kinder und ich mögen. Für alles andere gehe ich in den Centrum Supermarkt.

Menschen und Kultur auf Curacao

Letzte Frage: Was spricht für eine Reise nach Curacao? Vielleicht hast Du drei gute Gründe, warum man diese wunderschöne Insel besuchen sollte.

Aldrich: Weil sie anders ist. Sie unterscheidet sich von den typischen Vorstellungen, die die Leute von der Karibik haben. Normalerweise denkt man bei der Karibik an Hotels und Strand und das war’s dann auch schon.

Curaçao hingegen hat eine eigene Kultur. Diese möchten wir gerne mit unseren Besuchern teilen. Wir sind nicht geschult wie touristisch geprägte Roboter, die alle Wünsche erfüllen. Nein. Wenn Du nach Curacao kommst, sind die Menschen hier echt. Und ja, sie haben ab und zu schlechte Laune. Manchmal sind sie ganz schön verrückt. Aber wenn Du Hilfe brauchst, helfen wir. Wenn Du etwas über die Insel wissen willst, sind wir da. Mit unserem unvollkommenen Englisch, mit unserem gebrochenen Spanisch, aber wir werden Dir helfen. Und wir sind sehr wohl da, um Deine Wünsche zu erfüllen, aber auf unsere eigene Art und Weise.

Wir haben also jetzt schon einmal die Kultur und die Menschen als Gründe. Curacao, das sind zum einen die Menschen und zum anderen die Geschichte der Insel.

Die Geschichte der Insel ist es wert, erzählt zu werden. Es gibt so viele Dinge, die hier auf der Insel passiert sind. All diese geschichtsträchtigen Ereignisse haben viel mit anderen Teilen der Welt zu tun. Ich meine, kannst Du Dir das vorstellen: Der Freiheitskämpfer von Südamerika hat auf Curacao gelebt. Das wissen die meisten nicht. Simón Bolívar, falls Du das nachschlagen möchtest. Ganz in der Nähe von hier lebten seine Schwestern (im Octagon Museum auf dem Gelände des Avila Beach Hotels). Als er zu seiner Zeit untertauchen musste, kam er nach Curacao. Damals lief er durch die Straßen und die Leute ließen ihn komplett in Ruhe. Entsprechend können Menschen hierher reisen und ebenfalls zur Ruhe kommen. Sie können sich wie zu Hause fühlen.

Demnach hat Curacao Kultur, Menschen und Geschichte zu bieten. Du hast mich nach drei Gründen gefragt, aber ich kann noch viele weitere nennen. Das Essen beispielsweise, wie es zubereitet wird… Tatsächlich wird es Dich fett machen, weil wir jede Menge Fett verwenden. Wir verarbeiten einiges an gutem Zeug…

Plasa Bieu, der Old Market in Willemstad - eine Markthalle mit lokaler Küche an verschiedenen Ständen

Plasa Bieu aka Old Market in Willemstad – eine Markthalle mit lokalen Küchen

Fett ist „lekker“.

Aldrich: Es ist lekker, es ist köstlich, es schmeckt gut. Wir freuen uns so sehr darüber, wenn Ihr unser Essen mögt. Dann bin ich total begeistert, denn ich liebe Curacao.

Wenn Ihr zum alten Markt (Plasa Bieu) geht und dort in einer der Küchen sitzt: Schaut Euch mal diejenigen an, die kochen und Euch das Essen bringen. Während Ihr ihre Gerichte esst, sagen sie: „Oh, ja, siehst Du, sie essen.” Wir lieben das.

„Wenn Du zu mir nach Hause kommst und ich Dir Essen serviere und ich sehe, dass Du es isst. Weißt Du, wie ich mich dann fühle? Ich bin der glücklichste Mann der Welt. Und das bin nicht nur ich, das ist typisch Curacao.“

Außerdem sind da noch die Strände. Wir reden nicht von diesem einen, langgezogenen Strand, an dem alle sitzen. Nein. Wenn es Dir an diesem nicht gefällt, gehst Du an den nächsten. Der gefällt Dir nicht? Dann gehst Du weiter zum nächsten. Es gibt Strände, an denen man ganz für sich allein sein kann.

Weißt Du, am Sint Christoffel Berg kannst Du einfach im Park spazieren gehen und Dir etwas ansehen. Hier auf Curacao wachsen Orchideen, die nirgendwo sonst wachsen. Du kannst auf den Berg steigen und die ganze Insel überblicken – ich denke, es gibt viel zu entdecken.

Komm nach Curacao!

Ja, komm nach Curacao! Aldrich, vielen Dank für dieses Interview.

Aldrich: Ich danke dir. Es war mir eine Ehre.

Blick vom Garten des Restaurant Shelterrock auf den Christoffel Berg

Blick von Shelterrock auf den Christoffel Berg

Maike, unsere gelernte Journalistin, fühlt sich am wohlsten, wenn ihre Füße abwechselnd im warmen Karibiksand und im türkisen Meer paddeln - über und unter Wasser. Ihr geschultes Auge entdeckt für Euch all die Kleinigkeiten am Weges- oder Riffrand, die den Unterschied machen.

Luft auf ein kleines Quiz? Wir haben 100+ kurzweilige Fragen rund um Curacao zusammengestellt. Viel Spaß beim Rätseln!

  • Quizfrage

    Was hat Schneewittchen mit Manzanilla zu tun?

    Antwort

    Die Frucht des Manzanilla Baums sieht aus wie ein Apfel und schmeckt sogar noch gut – auf den ersten Biss.
    Ein giftiger Apfel wurde auch Schneewittchen zum Verhängnis.

    Mehr zum hochgiftigen Manzanilla Baum in unserem Artikel.

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So bunt und farbenfroh wie der Lifestyle ist auch die Unterwasserwelt von Curacao! Gleich mal rüberschnorcheln und eintauchen! Zu Lande können wir Dich sicher mit Bilderbuchstränden und einzigartiger Natur begeistern. Wenn Lifestyle für Dich gut essen und trinken bedeutet, dann ist vielleicht etwas in Restaurants & Bars für Dich dabei.

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Aldrich Hermelijn | curacaochronicle.com

Mit aktuellen News über Curacao immer up to date

Aldrich Hermelijn, Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle im Restaurant Ginger - Buddha Statue links im Hintergrund

Aldrich Hermelijn mit seinem Curacao Chronicle ist für uns die verlässlichste und vertrauensvollste Informationsquelle zu allem, was auf Curacao passiert. Hoffentlich demnächst auch für Dich – vielleicht nachdem Du diesen Beitrag gelesen hast.

Denn egal, ob eine Mülldeponie nachts in Flammen aufgeht, die niederländische Königsfamilie zu Besuch ist, oder es politische oder gesellschaftliche Entwicklungen gibt: Aldrich ist immer einer der Ersten vor Ort, weiß über alles Bescheid und kennt Gott und die Welt – und das nicht nur auf der Insel Curacao.

Yiu di Korsou – ein Kind der Insel

Natürlich wollten wir wissen, wer hinter unserer erstklassigen Nachrichtenquelle steckt. Wie das immer so ist, war da jemand in unserem Bekanntenkreis, der den Herausgeber des Chronicles bereits kannte: Bryan Horne [Link zum Interview mit Bryan]. Er war so lieb und stellte den Kontakt her. Und so lernten wir Aldrich Hermelijn kennen, den Gründer und Chefredakteur des Curacao Chronicle. Er ist ein liebenswerter, ganz wundervoller Mensch und Gesprächspartner.

Wer sonst sollte uns mehr Einblicke geben können, als ein Journalist aus Curacao? Aldrich ist ein ‘Yiu di Korsou’ (Papiamentu = Kind von Curacao). Er liebt seine Heimat. Als eine Art Botschafter der Insel erklärt er uns im Interview, wie die Curacaoenaars so ticken. Zudem verrät er wertvolle Tipps für den Inselaufenthalt. Wir erfahren, wie er darauf gekommen ist, den Curacao Chronicle zu gründen. Außerdem sind wir happy, dass er uns ein paar Einblicke in sein Privatleben gegeben hat. Vielen Dank dafür, denn das macht nicht jeder.

Zum Interview haben wir uns im Ginger in Willemstad, einem Restaurant im Stadtteil Pietermaai, getroffen. Nochmals ein Dankeschön an Angi und Paul vom Ginger, dass wir den ruhigen Außenbereich und das schöne Ambiente während der Schließzeit am Nachmittag nutzen durften.

Stefan Rosenthal und Aldrich Hermelijn treffen sich im Restaurant Ginger zum Interview - Kamera Setup

Kamera Setup zum Interview – Stefan Rosenthal und Aldrich Hermelijn

Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle

Vielleicht stellst Du Dich erst einmal kurz vor.

Aldrich: Also, ich wurde hier auf Curacao als Kind einer Familie mit unterschiedlicher Herkunft geboren. Mein Vater kommt aus Venezuela und meine Mutter wurde hier auf der Insel geboren. Aber sie kommt auch aus einer Mischkultur, denn ihr Vater, mein Großvater, ist Jude. Und meine Großmutter stammt von Afrikanern ab, die nach Curacao kamen. Väterlicherseits sind wir aus Surinam und haben zugleich einen jüdischen und spanischen Ursprung. Ich bin ich als ein kompletter Mix aus verschiedensten Kulturen.

“Darauf bin ich sehr stolz, denn in mir spiegelt sich das wider, was Curacao ist: Eine Mischung aus verschiedenen Völkern, Kulturen – einfach aus allem, was man sich vorstellen kann. Und das verkörpere ich, genau wie viele andere Menschen hier auf der Insel auch.”

Ich bin ein alleinerziehender Vater von zwei wunderbaren Jungen. Und ich bin der stolze Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle, der einzigen englischsprachigen Zeitung auf der Insel. Wir haben Tag für Tag Nachrichten und täglich Updates. Es gibt noch eine weitere englischsprachige Zeitung, aber diese ist lediglich eine Übersetzung von Nachrichten auf Papiamentu. Wir hingegen konzentrieren uns auf den internationalen Markt und sind ständig im Einsatz.

Werdegang

Ich habe vor fast zehn Jahren damit angefangen – allein. Damals war ich einfach nur ein Journalist bei einer Lokalzeitung. Und ich war es leid. Ich war es leid, so zu arbeiten. Ich war aber keinesfalls meiner Arbeit als Journalist überdrüssig oder was meine Karriere anging. Im Gegenteil, denn das ist meine Leidenschaft.

Stell Dir vor, Du hast den ganzen Tag gearbeitet und kommst abends nach Hause. Dann rufen sie dich an und sagen: „Hey, du musst zurückkommen, weil wir nicht möchten, dass du den Artikel in dieser Form schreibst. Du musst ihn ändern.“ „Warum?“ „Weil er gegen einen unserer Sponsoren gerichtet ist.“ Und das kam so oft vor. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Arbeit nicht so machen konnte, wie ich es wollte. Darum traf ich eine Entscheidung und dachte mir: Ich trage zwar die Verantwortung für zwei Söhne, die ich ernähren muss und für die ich sorgen muss, aber ich muss mich selbständig machen.

Screenshot von der Homepage des Curacao Chronicle

Die Homepage des Curacao Chronicle

Am 9. August 2012 habe ich den Curacao Chronicle gegründet. Seitdem ist er stetig gewachsen. Obwohl wir auf einer so kleinen Insel leben, ist es inzwischen in den Köpfen der Leute da draußen angekommen, dass die Website außerordentlich nützlich ist. Das liegt daran, dass ein großes Interesse an Curacao besteht. Wenn jemand etwas über die Insel wissen will, kommt er auf unsere Seite. Und ich bin stolz darauf, ihm die gewünschten Informationen bereitzustellen. Das also bin ich – in aller Kürze.

Ohne umfassende Recherche gehen keine Meldungen raus

Du hast alle meine Fragen in einem Satz beantwortet, kurz und knackig. Dann mach ich einfach mit meinem zweiten Thema weiter. Zum Beispiel das Feuer in der Mülldeponie: Woher hattest Du diese Information? Alles steht noch lichterloh in Flammen und wer hat währenddessen bereits ein Bild davon und einen Artikel online? Aldrich. Wie geht das?

Aldrich: Ich bin überall auf der Insel. Aber einige Orte, wie zum Beispiel das Hotel, in dem Ihr wohnt, kenne ich nicht (damals war es das Boutique Hotel Pietermaai). Weil es bisher nicht in den Nachrichten war. Aber wenn dort etwas passiert und es deshalb in die Nachrichten kommt, bin ich da – sind wir da.

Wie ich schon sagte, habe ich 2012 allein angefangen. Entsprechend war ich ständig unterwegs. Meine Kinder waren die ganze Zeit dabei. Beim Interviewen liefen meine beiden kleinen Kinder herum. Ja, so war das damals. Und dann haben wir uns schrittweise vergrößert. Zunächst habe ich einen weiteren Journalist eingestellt. Danach habe ich noch jemanden engagiert und so expandierte das Unternehmen wieder ein wenig. Dann kam ein Kameramann dazu und mittlerweile sind wir zu siebt. Auch wenn die Leute sagen: „Hey, das ist ja gar nicht so groß“. Aber für eine kleine Insel ist das schon ganz gut.

Stefan Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich erklärt und Maike Rosenthal fotografiert im Hintergrund

Aldrich erklärt Stefan etwas während Maike sich im Hintergrund ins Bild geschummelt hat

Ja, es ist wirklich groß für eine kleine Insel.

Aldrich: Deshalb versuchen wir, überall zu sein. Zudem haben wir immer jemand im Büro. Dort kann ich anrufen und sagen: “Hey, hier passiert gerade etwas. Ich schicke dir ein Foto von meinem Mobiltelefon. Bitte veröffentliche das auf der Website.” Auf diese Weise arbeiten wir.

Darum könnt Ihr auch so schnell Informationen bereitstellen.

Aldrich: Eins haben wir uns immer geschworen, auch wenn Eilmeldungen (Breaking News) sehr wichtig sind: Wenn wir nicht alle Informationen haben, dann gehen wir nicht mit einer Eilmeldung raus. Wir machen das einfach nicht. Manche sagen: “Hey, das hat ja ganz schön lange gedauert, bis ihr das veröffentlicht habt.” “Ja, weil wir noch auf der Suche nach weiteren Informationen waren.” Wir haben das Leserverhalten analysiert. Mittlerweile wissen wir, dass die meisten unserer Leser um die Mittagszeit und am Abend online gehen. Deshalb versuchen wir, unsere Nachrichten möglichst vor diesen Zeiten zu publizieren. Das ist der Grund, warum wir nicht allzu viel mit Breaking News arbeiten.

Internationale Zusammenarbeit hilft uns

Ist Curacao Chronicle Dein Hauptberuf?

Aldrich: Es ist mein Hauptgeschäft. Wir haben nichts anderes. Allerdings bieten wir zusätzliche Serviceleistungen an. Schließlich muss man ja überleben. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die Extra-Informationen anfordern. Diese stellen wir in Rechnung. Ich will ehrlich zu Dir sein: So können wir überleben.

Vor allem während der Pandemie wollte ich den Betrieb von Curacao Chronicle nicht einstellen. Deswegen mussten wir nach Alternativen suchen. Es gab einige Leute und andere Agenturen, vor allem CCTV aus China, die Informationen über die Karibik anfragten. Für diese zusätzlichen Informationen haben wir Geld verlangt. Es gibt noch weitere Agenturen, die wir mit Informationen beliefern. Wir verfügen somit über Möglichkeiten, die uns dabei helfen, nicht nur vom lokalen Markt abhängig zu sein.

Was mir aufgefallen ist: Ihr berichtet auch über das, was sich in den Niederlanden abspielt.

Aldrich: Im Moment arbeiten wir mit einigen Reportern in den Niederlanden zusammen, und da wir nicht immer Informationen von ihnen bekommen, schauen wir uns manchmal auch die Nachrichten dort an. In der Vergangenheit haben wir nur internationale Nachrichten gemacht. Aber nachdem wir das Verhalten unserer Leserinnen und Leser untersucht haben, haben wir festgestellt, dass sie nicht so oft auf internationale Nachrichten klicken. Ich meine, wenn man etwas wissen will, das in den USA, in Kanada oder in Deutschland passiert ist, schaut man nicht auf die Webseite des Curacao Chronicle. Wenn man es beim Curacao Chronicle findet, ist das großartig.

Wir konzentrieren uns mehr auf das niederländische Königreich und den Partner World News. Wir sind mehr auf die Niederlande und die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Curacao, Sint Maarten und den anderen Inseln ausgerichtet. Manchmal beschäftigen wir uns noch mit Venezuela, weil es so nah ist. Wenn dort etwas geschieht, bekommen wir das auch zu spüren.

Screenshot von den World News auf der Website des Curacao Chronicle

Die World News Seite des Curacao Chronicle

Brückensprache und zugleich Weltsprache

Die Leserschaft des Curacao Chronicle: Ist sie eher lokal oder international?

Aldrich: Wir haben eine Liste von Ländern, die unsere Seite besuchen bzw. von Menschen aus anderen Ländern, die sie besuchen. An der Spitze der Liste stehen die USA. Du wirst es nicht glauben, aber Deutschland ist in den Top 5. Wir haben konstant ein paar Tausend Besucher aus Deutschland auf der Website. Zudem weiß ich jetzt, dass Ihr auch dabei seid. Aber wir haben auch Besucher aus Kanada, den Niederlanden und aus der Region. Curacao, Sint Maarten und Aruba sind an der Spitze. Doch die meisten unserer Leser kommen aus verschiedenen, anderen Ländern.

Ich denke, das liegt an der englischen Sprache. Es gibt einige Zeitungen auf Papiamentu für die Leute vor Ort. Aber für die internationalen Leser ist der Chronicle die einzige Quelle, die ich gefunden habe: jeden Tag korrekt, pünktlich und nah an den Menschen. Herzlichen Glückwunsch!

Aldrich: Vielen Dank. Ja, das ist genau das, was wir anstreben, und wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, Curacao in der ganzen Welt bekannt zu machen. Es ist eine kleine Insel, aber sie hat eine Menge zu bieten. Und die Menschen sollen wissen, was die Insel alles zu bieten hat, z.B. wenn sie ein Haus kaufen wollen, wenn sie hier investieren wollen, wenn sie hier leben wollen, selbst wenn sie hier nur Urlaub machen wollen. Es geht dabei nicht nur um Hotels und Strände…

Journalismus aus Leidenschaft

Was treibt Dich täglich an? Ist es deine Leidenschaft, Journalist zu sein, Herausgeber zu sein?

Aldrich: Immer. Um diese Frage zu beantworten, möchte ich eine kleine Einführung geben: Als ich klein war, habe ich bei meiner Großmutter gewohnt. Sie ist bereits 2017 verstorben. Jeden Abend habe ich mit ihr Nachrichten angeschaut. Wie alt war ich? 6, 7, 8, 10 – es bedeutete mir jeden Abend sehr viel, mich mit ihr hinzusetzen, die Lokalnachrichten zu schauen und zu reden. Sie hat mir die Welt erklärt und so entstand diese Leidenschaft. Ich nenne es schlicht und ergreifend „soziale Kommunikation“.

Ich habe nicht wirklich Journalismus studiert, aber ich liebte es, zu kommunizieren. Ich liebte es, zu schreiben. Nach meinem Abschluss an der Universität begann ich zu arbeiten. Alles, was ich gemacht habe, hatte mit Kommunikation zu tun. Dann kam die Entscheidung: Okay, jetzt weiß ich, wie Verwaltung funktioniert, weil ich für eine Behörde gearbeitet habe. Anschließend habe ich in der freien Wirtschaft gearbeitet. Jetzt weiß ich, wie alles funktioniert, und ich fühle mich bereit – weil ich ja immer noch jung war – als Journalist zu arbeiten. Ich stieg bei einer Zeitung ein. Die Zeitung ging vor ein paar Jahren in Konkurs, aber dort fing alles für mich an.

Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass es auf dieser kleinen Insel sehr stark von den Sponsoren abhängt, was du schreibst. Da habe ich für mich entschieden, dass ich nicht so sein möchte. Ich will die Leute exakt darüber informieren, was wirklich los ist. Nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Dekolonisierungskomitees der Vereinten Nationen fing ich damit an. Dr. Corbin – ich werde ihm immer dankbar sein – sagte zu mir:

„Weißt du, was das Problem von Curacao ist?“
„Was?“
„Das Problem ist, dass wir in der Region nicht wissen, was vor sich geht, weil alle Nachrichten auf Papiamentu und Niederländisch sind. Wir sprechen diese Sprachen nicht.“

Das blieb mir im Gedächtnis. Eines Tages ging ich zu einer Pressekonferenz. Es hatte etwas mit Karneval zu tun. Das ist zwar nicht so mein Ding, aber ich bin trotzdem hingefahren. Gerade als ich aus dem Auto stieg, hörte ich eine Stimme. Es kam mir so vor, als ob ich mit mir selbst sprechen würde: Warum berichtest du nicht auf Englisch? Oha – Moment mal, das ist die Idee! Das war im Jahr 2011. Ich beschloss daraufhin, eine Website zu erstellen und die Leute (in englischer Sprache) zu informieren. Es war schwer. Es war hart.

„Aber weißt du, was mich motiviert – was mich antreibt? Wenn ich sehe, dass Menschen meine Artikel lesen. Oder wenn ich Kommentare erhalte – manchmal schreckliche Kommentare. Die Leute beschimpfen mich. Aber so ist das Leben – das ist ganz normal. Ich nehme es nicht persönlich.“

Stefan Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich hebt die Hand ans Ohr und erzählt lachend

Aldrich erzählt Stefan, was er alles zu hören bekommt

Wir haben einen Bereich auf der Webseite, in dem man mit uns Kontakt aufnehmen kann. Niemand sonst kann sehen, was man schreibt. Wir bekommen zwischen dreihundert und vierhundert E-Mails am Tag. Sie kommen von Menschen, die uns um Hilfe bitten, die nach bestimmten Artikeln fragen, die kommentieren, die uns zu neuen Themen inspirieren oder uns Informationen zukommen lassen.

Führende englischsprachige Online-Zeitung über Curacao

Das ist interessant, denn als Besucher der Website kann man nicht sofort auf diese Größe schließen.

Aldrich: Und das ist der Grund, warum sie immer noch existiert. Wenn sie klein wäre und sie nur ein paar hundert Leute besuchen würden, hätte ich schon lange damit aufgehört. Dann würde ich jetzt etwas anderes machen. Aber wir sprechen jeden Tag über Tausende und Abertausende von Menschen. Wenn ich den Leuten sage, dass die Seite groß ist, dann deshalb, weil sie groß ist.

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir ankündigten, dass die Fluggesellschaft Jet Blue damit beginnen würde, nach Curacao zu fliegen. Allein an einem Tag haben 240.000 Menschen die Website besucht. Das ist verrückt. An einem normalen Tag haben wir zwischen 60.000 und 80.000 Besuche. Aber jedes Mal, wenn wir etwas veröffentlichen, das es wirklich wert ist, gelesen zu werden, kommen wir an diese Zahlen heran.

Screenshot eines Artikels des Curacao Chronicles mit der News, dass Delta Airlines ab Dezember non-stop nach Curacao fliegt

Curacao Chronicle Artikel mit einer weiteren News zu Flügen nach Curacao

Kommen wir noch einmal auf die Unabhängigkeit deiner Seite zurück. Ich habe gesehen, dass das Fremdenverkehrsamt (Curacao Tourist Board – CTB) eine Anzeige auf der Homepage geschaltet hat. Im Rahmen einer Partnerschaft?

Aldrich: Nein, sie haben nur das Banner – sie bezahlen dafür. Und ich will ganz ehrlich mit dir sein: Wir sind sehr unabhängig, was die Politik und die Wirtschaft angeht. Aber wir haben einander versprochen, dass wir nie etwas Schlechtes über den Tourismus schreiben werden. Denn das ist unsere Art, für unsere Insel zu werben. Wir haben dem Tourist Board versichert, dass wir uns immer mit ihnen in Verbindung setzen werden, wenn es etwas Negatives zu berichten gibt. Wir möchten immer ihre Version der Geschichte haben. Wir versuchen, es so darzustellen, dass man versteht: O.k., was geschehen ist, ist geschehen, aber das Tourismusbüro hat sich der Sache angenommen.

Man sollte sich hier auf der Insel gegenseitig unterstützen.

Aldrich: Ja, deshalb geben wir zum Beispiel alle Informationen, die sie uns geben, an unsere Leser weiter. Denn wir wissen, dass Leute wie Ihr, bevor sie nach Curacao reisen, wissen wollen, was von ihnen erwartet wird: die Vorschriften, die Karte, die Ihr ausfüllen müsst und all das. Damit unterstützen wir das CTB, denn wir haben viele Leser. Wir haben sie, um diese Informationen zu verbreiten.

Lass uns einen kurzen Blick in die Zukunft werfen: Gibt es Pläne, Apps für Android oder iphone zu entwickeln?

Aldrich: Die Zukunft, nach der Du fragst, besteht darin, die Website zu erneuern, sie attraktiver zu machen, sie zugänglicher zu machen. Die andere Sache ist, dass wir bereits eine App haben. Aber die App muss man über die Website herunterladen. Wir werden die App daher in den Google und Apple Store stellen.

Screenshot der App Download Seite des Curacao Chronicles

Die Curacao Chronicle App zum Download auf der Homepage

Etwas, das ich gerne noch wissen möchte: Du hast mir von Deiner Herkunft erzählt – von dem kulturellen Mischmasch. Wie viele Sprachen sprichst Du?

Aldrich: Ich spreche Papiamentu. Darauf bin ich stolz. Denn mit Papiamentu war es für mich sehr einfach, andere Sprachen zu erlernen. Ich spreche sehr gut Spanisch. Ich schreibe auch auf Spanisch, was viele Leute nicht wissen. Entsprechend tausche ich News mit einigen spanischen Nachrichtenagenturen aus. Zudem spreche ich auch Niederländisch. Früher habe ich in den Niederlanden gewohnt, ganz in der Nähe zur deutschen Grenze. Deshalb habe ich ein bisschen Deutsch gelernt. Jedes Mal, wenn Ihr Deutsch sprecht, verstehe ich es sehr gut. Allerdings kann ich mich nicht ganz so ausdrücken, wie ich das gerne täte. Aber ich verstehe es. Französisch habe ich auch gelernt. Mein letztes Projekt war es, Portugiesisch zu lernen. Ich habe einige Kurse besucht und fühle mich schon sehr wohl damit. Und natürlich meine Lieblingssprache: Englisch.

Aldrich, vielen Dank, Dankeschön. Ich übergebe jetzt an Maike, die den anderen Teil der Fragen hat. Herzlichen Dank.

Aldrich: Danke schön.

Maike Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich schaut zu Stefan, der beide filmt

Fliegender Wechsel – Stefan ist jetzt hinter der Kamera

Meine Festplatte würde ich überall mit hinnehmen – und natürlich Musik

Jetzt komm ich dran. Stefan hat seine Fragen mit Deinen Sprachkenntnissen abgeschlossen. Ich interessiere mich für Deinen Namen: Aldrich. Das ist ein sehr alter, deutscher Name. Weißt Du, warum Du diesen Namen trägst?

Aldrich: Es war mein Vater – mein Vater liebte diesen Namen. Er gab mir diesen Namen. Er bedeutet auf Deutsch ‚edler Herrscher‘ oder ‚alter Herrscher‘ (auch weiser Gebieter, Ratgeber, Berater, Hüter), und ich bin stolz auf diesen Namen. Es ist einer seiner Lieblingsnamen, von dem er mir sagte, dass er ihn einfach großartig fand und er sich nach Macht anfühlte. Deshalb hat er mich Aldrich genannt.

Wenn man ein Interview macht, fragt man in Deutschland normalerweise: „Wenn du auf eine einsame Insel reisen würdest und nur drei Dinge mitnehmen dürftest – was wäre das?“ Aber Du lebst auf einer Insel. Deshalb würde ich Dich gerne fragen: „Wenn du ins kalte Europa reisen würdest, welche drei Dinge würdest du mitnehmen?“

Aldrich: Meine Jacke und meine Kinder. Und der Curacao Chronicle muss fortbestehen. Deshalb würde ich meinen Computer mitnehmen. Nein, nicht wirklich den Computer, denn den kann ich in Europa kaufen. Ich würde meine Festplatte mitnehmen. Ohne die kann ich nicht leben. Ich werde oft gefragt, warum ich nicht einfach alles in die Cloud packe. Nein. Ich bin sehr technikaffin, aber ich muss meine Daten trotzdem immer bei mir haben. Ich will nicht alles in die Cloud stellen, weil ich dort Gefahr laufe, gehackt zu werden.

Maike Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich symbolisiert, dass er seine Daten immer mit sich tragen möchte

Aldrich symbolisiert, was ihm lieb und teuer ist

Du arbeitest sehr viel. Du bist der Chefredakteur und machst alles, was mit dem Curacao Chronicle zu tun hat. Wie erholst Du Dich von Deiner Arbeit? Was machst Du in Deiner Freizeit am liebsten?

Aldrich: Ich bin ein Musikfreak. Ich liebe Musik. Und Du ahnst nicht, welche Art von Musik.

Genau das wäre meine nächste Frage.

Aldrich: Ich liebe Rock, Rock-Baladen. In letzter Zeit habe ich zum Beispiel versucht, mir alles von den Scorpions anzuhören – die kommen ja aus Deutschland. Ich habe auch Mötley Crüe gehört und dadurch versucht, in die Vergangenheit zu reisen. Das weckt viele Erinnerungen in mir. Als ich klein war, habe ich Guns ’n Roses gehört, als ich in der Highschool war. Oder Alice Cooper – ich habe Musik von all den Stars aus dieser Zeit gehört. Sogar während der Arbeit.

Folgendes ist bei mir der Fall: Ich muss gestehen, dass ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich Musik höre. Damit kann ich besser lesen, verstehen und mir Dinge merken. Wenn es um mich herum zu leise ist, kann ich nicht arbeiten. Spricht beispielsweise jemand mit mir, kann ich ebenfalls nicht arbeiten. Aber wenn ich Musik höre, und zwar die Musik, die ich kenne und die ich mag, kann ich mir Dinge besser merken. Vielleicht habe ich mir das antrainiert, denn im Studium war das auch so. Wenn ich jetzt an einem Artikel arbeite und schreibe, lege ich einfach richtig gute Musik auf. Dabei ist mir egal, wie oft sich die Titel wiederholen. Ich höre sie und schreibe gute Artikel. Darüber hinaus bin ich viel aufnahmefähiger für Informationen, die ich in anderen Artikeln weiterverwenden kann.

Musik bringt Dich in einen Flow, einen Schreibfluss.

Aldrich: Ganz genau. Und zu Deiner Frage, wie ich mich erhole: Ich sitze einfach da und lausche. Ach, ich liebe das! Außerdem habe ich als alleinerziehender Vater gelernt, mich auf meine Kinder einzustellen. Weil ich ja elf Jahre lang ganz allein mit ihnen zusammen war. Selbst wenn ich Musik höre oder ähnliches. Wenn sie sich unterhalten oder wenn sie etwas zu mir sagen, bekomme ich das mit. Sogar wenn ich schlafe und sie dann höre, spüre ich das. Kurzum: Musik und meine Kinder.

Meine Familie ist mir das Wichtigste und Kochen ist mein Hobby

Du hast über den Karneval gesprochen, der nicht so sehr Dein Ding ist. Dennoch gibt es hier auf Curacao besondere Traditionen in Bezug auf den Karneval und auch auf Silvester. Was ist Dir lieber?

Aldrich: Nun, ich bin eher der Typ, der zu Hause bleibt und dort feiert. Normalerweise mag ich Silvester sehr, denn an Weihnachten und zu Silvester koche ich. Ich liebe es, zu kochen. Für meine Familie koche ich gerne. Zudem liebe ich Feuerwerk, vor allem das Anzünden von Feuerwerkskörpern. Ich spare das ganze Jahr über Geld. Dieses Geld ist speziell für den Kauf von Feuerwerkartikeln bestimmt. Wenn ich extra dafür spare, um Feuerwerkskörper abzubrennen, dann fühle ich mich nicht ganz so schlecht dabei.

Jeder bei uns weiß, dass die Spardose mit Geld für Feuerwerkskörper gedacht ist. Meine Kinder sind da genau so wie ich. Sie lieben Feuerwerk und für uns ist das wirklich ein Riesending. Ich möchte, dass sie tolle Erinnerungen damit verbinden. Ich wünsche mir, dass sie, wenn sie älter werden und ihr Vater irgendwann nicht mehr da ist, sagen: „Ja Mann, wir hatten echt eine tolle Zeit mit unserem Vater.“ Daher versuche ich, Erinnerungen zu erschaffen, vor allem besondere Momente wie diese. Kann ich Dir erzählen, was wir an Weihnachten machen?

Selbstverständlich.

Aldrich: An Weihnachten besuchen wir ausschließlich die Verwandtschaft. Aber den zweiten Weihnachtstag, den 26., feiern wir hier. Das ist unser Tag. Wir verriegeln das Haus und schließen alles ab. Wir legen die Kissen und alle anderen Dinge vor den Fernseher und schauen von morgens bis abends Filme. Das machen wir jetzt schon seit Jahren so. Es ist schon zur Tradition geworden. Meine Kinder sagen immer: „Papa, das ist genau das, was wir wollen.“ Der Papa kocht an diesem Tag, es gibt Chips und Getränke. Es ist mir egal, was sie essen. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Sie hören von mir nicht: „Nein, du hast zu viel Schokolade gegessen. Im Gegenteil, iss“. Am Neujahrstag wissen sie dann auch, dass wir gut essen, dass wir zu Hause mit der Familie zusammen sind und dass wir es genießen.

Und Du bist ein ausgezeichneter Koch. Welche Art von Essen bereitest Du am liebsten zu?

Aldrich: Nun, ich koche gerne regionales Essen. Meine Lieblingsspeise ist Papaya-Stew (Eintopf oder auf Papiamentu: Stoba). Ich weiß nicht, ob Du das schon mal gegessen hast. Bei diesem Eintopf verwendet man die grüne Papaya und geschmortes Fleisch und… Ahh!

Welche Art von Fleisch ist in diesem Papaya Eintopf? Wir haben gelernt, dass in die Stoba, wie sie genannt wird, Fleisch hineinkommt. Papaya ist eine Frucht, aber welche Art von Fleisch ist drin?

Aldrich: Ich sage meinen Kindern immer: Wenn die Papaya grün ist, verwenden wir sie als Gemüse und wenn sie reif ist, ist sie eine Frucht. Was wir jedoch als Fleischeinlage für die Stoba verwenden, ist Ochsenschwanz. Den verwenden wir und ich mag den Stew auch gerne mit Rippchen drin, Spareribs. Ein anderes Gericht, das ich gerne esse, ist – ich weiß nicht, ob Ihr das in Deutschland esst – Sauerkraut Stew.

Ja, Sauerkraut mit Rippchen ist auch ein deutsches Essen.

Aldrich: Genau, das esse ich auch gerne. Das also sind meine beiden Lieblingsgerichte. Generell esse ich alles außer Iguana (Leguan). Nein, nein, nein, das kann ich nicht.

Ich koche auch gerne Indonesisch. Als ich in den Niederlanden gelebt habe, wohnte ich bei einer indonesischen Familie. Sie hat mir viel über indonesisches Essen beigebracht und wie man es zubereitet. Außerdem war ich in Indonesien und habe dort ebenfalls gelernt, wie man kocht. Wenn Du hier zu mir nach Hause kommst, öffnest Du den Küchenschrank und siehst indonesische Gewürze. Das sind nämlich meine Lieblingsgewürze. Und ich mag deutsches Essen, mmh.

Kannst Du bitte wiederholen, was Deine Kinder an dem deutschen Essen lieben?

Aldrich: Oh ja – die Kamera war aus als wir darüber gesprochen haben – 2017 waren wir in München und sie sagen immer noch – ich meine, sie waren echt noch klein damals: „Papa weißt du, was wir essen möchten? Brezn mit Frischkäse.“ Sie lieben das. Daraufhin habe ich ihnen versprochen, dass wir wieder nach Deutschland reisen werden. Und ich bin mir sicher, wenn wir wieder nach Deutschland kommen, werden wir noch viel mehr davon essen (beide lachen).

Meine Lieblingsrestaurants auf Curacao

Für unsere Besucher und Follower: Welche drei Restaurants kannst Du für regionale Gerichte empfehlen?

Aldrich: An erster Stelle steht der Old Market (Plasa Bieu). Dort ist mein persönliches Lieblingsrestaurant. Es gehört einer guten Freundin von mir: Zus. Ich weiß nicht, ob Ihr dort schon einmal gegessen habt, aber wenn Ihr zum Markt geht, dann esst bei Zus (Zus di Plaza).

Zus di Plaza am Old Market Plasa Bieu

Die Küche von Zus die Plaza am Old Market in Willemstad

Macht sie auch die Dushi Kadushi Suppe?

Aldrich: Ja, das macht sie. Wenn Du dort reinkommst, ganz rechts, da findest Du sie: die kräftige Dame – ihre Töchter sind auch kräftig. Ja, sie sind wirklich alle ganz gute Esser. Aber sie sind wirklich hervorragende Köchinnen.

Mein zweiter Favorit ist Jaanchie’s. Es befindet sich in Westpunt. Mich beeindruckt vor allem die Art und Weise, wie sie das Essen zubereiten. Es ist sehr einfach, aber es ist köstlich. Und wenn Ihr dort seid, probiert diese Funchi. Das ist eine Art Polenta – sehr lecker.

Das ist mein Lieblingsessen. Ich denke, ich werde umsteigen: Ich esse keine Pommes Frites oder Kartoffeln mehr, sondern stattdessen nur noch Funchi.

Aldrich: Am liebsten esse ich sie mit Knoblauchsoße. Die Knoblauch Creme, die sie haben, ist wirklich gut. Ich würde sagen, wir sollten jetzt gehen (er deutet an, aufzustehen – beide lachen).

Funchi sind auch eine schöne Beilage oder einfach nur ein Snack. Sie sind sehr vielseitig.

Aldrich: Wenn ich beispielsweise Funchi zubereite, mache ich viel mehr, als wir zu Mittag essen können. Und am Abend schneide ich sie dann auf und brate sie. Dann sind sie außen knusprig und innen weich. Meine Familie liebt das.

Und das dritte Restaurant für regionale Speisen – ähm – ich denke, dass jeder, der hier herkommt, unbedingt Barbecue nach Curacao-Art essen muss. Wann kann man das mal probieren? Mein ultimativer Tipp: Die Barbecue-Trucks in den Abendstunden sind der Renner. Nach 9 Uhr abends, vor allem auf dem Rooseveldtweg und dem Winston Churchillweg, stehen Food Trucks, die Sandwiches mit Grillspezialitäten nach curacaoscher Art verkaufen (Handzeichen mit Luftkuss = sehr lecker).

Trinkt einfach jede Menge Wasser!

Diese Insel ist wirklich heiß, heiß und nochmal heiß. Was ist Deine Strategie, um Dich abzukühlen?

Aldrich: Sehr viel Wasser trinken, kaltes Wasser. Wenn man arbeitet, kann man natürlich nicht ständig an den Strand gehen. Doch wir leben auf einer sehr heißen Insel in der Karibik. So ist das nun mal. Aber ich sage jedem – ich sage es den Touristen, ich sage es den Besuchern: Trinkt einfach jede Menge Wasser. Tut das einfach und das wird euch helfen.

Wir haben auch ein lokales Produkt namens ‚Glacial‘. Es ist eine Art Minze Liquid auf Alkoholbasis, mit dem Du Dich einsprühen kannst. Ich habe entdeckt, dass es mittlerweile eines gibt, das nicht ganz so stark nach Minze riecht. Du kannst Glacial verwenden, um Dich runter zu kühlen. Du findest es überall – es ist grün. Das heißt, es ist in einer durchsichtigen Flasche, aber die Flüssigkeit selbst ist grün. Es gibt auch noch eine farblose Variante. Seit der Pandemie sind beide Sorten erhältlich. Die grüne Ausführung riecht nach Minze. Sie erfrischt und kühlt.

Glacial Sortiment in verschiedenen Ausführungen im Supermarkt Regal

Ein Ausschnitt aus dem Glacial Sortiment im Supermarkt Regal

Meine Lieblingsstrände sind…

Was die Strände angeht: Wenn Du mit Deinen Jungs an den Strand gehst – welcher ist Dein persönlicher Lieblingsstrand?

Aldrich: Knip Strand, Kenepa Grandi ist die Nummer Eins. Wir mögen den Knip Strand, wir gehen auch zum Daaibooi und Jeremi. Das machen wir gerne. Manchmal, wenn wir einfach nur allein sein wollen, ohne viele Menschen, gehen wir zum Westpoint Beach (damit sind Playa Forti und Playa Grandi gemeint). Wenn Du unten am Strand bist (der mit den bunten Treppen), gehst Du ganz nach rechts. Ich finde es dort so schön, weil der Sand eine braune Farbe und winzige Kieselsteine hat. Dennoch sind sie sehr weich. Wenn wir dorthin gehen – es gibt einen Felsen, der den Strand in der Mitte in zwei Bereiche teilt – laufen wir einfach daran vorbei auf die andere Seite. Dort wirst Du immer ganz für Dich sein. Ich mag das, aber der Knip Strand ist der Lieblingsstrand meiner Kinder. Er ist flach und sie können von den Felsen springen.

Weißt Du, wie hoch der Sprungfelsen ist?

Aldrich: Etwa fünf Meter. Ich stehe nur dabei und schaue ihnen zu, aber ich selber mache das nicht. Nein, nein, nein. Als ich klein war, ja. Aber jetzt nicht mehr.

Wie lautet Dein Lieblingsradiosender? Wenn wir mit dem Auto fahren, tunen wir die ganze Zeit. Wir lieben einfach alle Radiosender auf Curacao. Aber hast Du einen? Gibt es vielleicht einen Rocksender?

Aldrich: Nein, Curacao Chronicle arbeitet mit Easy FM zusammen. Manchmal werden unsere Nachrichten auf Easy FM vorgelesen, und das nur kurz, nur die Schlagzeilen. Danach läuft nur noch reine Musik. Ich finde, sie haben einen guten Musikgeschmack. Wie gesagt, ich liebe Musik, also wäre das mein Favorit. Der andere ist Laser 101. Die haben auch gute Musik. Zu bestimmten Tageszeiten haben sie spezielle Formate. Dann spielen sie alte Songs aus den siebziger und achtziger Jahren. Das liebe ich.

Was ist dein Lieblingstier?

Aldrich: Mein Lieblingstier ist meine Katze.

Wie heißt sie denn?

Aldrich: Tami. Ich war eigentlich kein Katzenfan, aber wir haben diese Katze auf der Straße gefunden und als ich sie sah, sagten meine Kinder: „Papa,…“ „Ja, ja, ich weiß“. Also haben wir sie mitgenommen und ihr ein gutes Zuhause gegeben. Sie lebt jetzt mit uns zusammen und ist ein Teil der Familie. Ab und zu beißt sie uns. Wir wissen, dass wir sie dann in Ruhe lassen müssen. Aber danach kommt sie zurück und spielt mit uns. Wie ich schon sagte, bin ich kein Katzenfreund, aber ich liebe Tami.

Eigentlich sind das meine Lieblingstiere: Vögel – ich liebe sie. Ich bin ein Vogelliebhaber. Allerdings bin ich nicht der Typ, der einen Vogel in einem Käfig sehen möchte. Nein, ich liebe es einfach, sie zu sehen. Und wenn ich einen Vogel haben könnte, der in meinem Haus herumspaziert, würde ich das lieben. Doch ich will sie einfach in Freiheit wissen.

Aldrich’s Tipps für das perfekte Souvenir

Was könnten die Besucher, die nach Curacao kommen, als Souvenir mit nach Europa nehmen? Sie haben nicht viel Platz und können in das Flugzeug nicht so viel Gewicht mitnehmen.

Aldrich: Eines meiner Lieblingsmitbringsel – ich trinke keinen Alkohol – ist der Blue Curacao, das Original von Chobolobo. Ich denke, dass den jeder, der Curacao besucht, mitnehmen sollte. Wenn man diesen Curacao-Likör hat, kann man sagen: „Hey, diese Art von Likör gibt es überall, aber ich habe das Original“.

Ich habe die Geschichte von Chobolobo gelesen, und von dem Mann, der die Laraha-Orange anbaut. Er bringt sie zwei Mal im Jahr zum Landhaus Chobolobo in die Likörfabrik. Anscheinend gibt nur einen einzigen großen Tank für die Produktion. Dementsprechend exklusiv ist der Likör…

Sehr exklusiv. Ich bin froh, dass sie den Preis in einem vernünftigen Rahmen gehalten haben. Aber wenn du es dort kaufst, hast du das Original. Viele Leute sagen, der Blaue sei das Original. Dem ist nicht so. Der Klare ist das Original. Ich meine den, der wie Wasser aussieht. Alle anderen Sorten werden einfach nur gefärbt. Wenn du also die Klare ergattern kannst, ist das prima. Alternativ kannst du auch diese kleine Packung mit mehreren Likören nehmen, um verschiedene Farben zu haben. Da gibt es alle möglichen Geschmacksrichtungen: Es gibt den Mokka-, Tamarinden- und Rum-Rosinen-Geschmack. Nirgendwo anders wird so etwas produziert außer bei uns.

Die verschiedenen Sorten Senior Liköre im Landhuis Chobolobo

Alle erhältlichen SENIOR Likörsorten im Landhuis Chobolobo mit dem Original links oben

Ein weiteres Souvenir, das auf der Insel fast zum Selbstläufer geworden ist, ist die Chichi. Ich liebe die Chichi. Manche regen sich darüber auf, weil die Skulptur mehr oder weniger eine dicke Frau darstellt. Aber man muss verstehen, dass das Ganze ein Teil unserer Kultur ist. Die Frau, die die Chichi kreiert hat (Serena Israel) – ich habe mich mit ihr ausgetauscht. Ich liebe sie. Sie hat unsere Kultur ein wenig genauer erforscht und festgestellt, dass die alte Mama, die kreolische Mama aus Curacao, eine dicke Frau ist. Auch im Sinne von stark und mächtig, denn jeder achtet und schätzt sie. Sie ist die beste Köchin. Das ist es, was wir kennen: die Chichi, die Mama, die große Mama. Wenn man also eine bunte Chichi mitnimmt, dann ist das ein schönes Souvenir, wie ich finde. Diese Chichi ist schon wirklich witzig. Ich liebe sie. Übrigens habe ich selbst eine.

So kaufe ich auf Curacao ein

Wo kaufst Du hier auf Curacao am liebsten ein? Normale Dinge und Lebensmittel.

Aldrich: Ich wohne in der Nähe vom Centrum Supermarkt. Deshalb gehe ich dorthin. Zudem bin ein Fan von diesem Supermarkt. Da weiß ich genau, wo alles ist. Wenn sie mal etwas umstellen, dann bin ich sauer. (beide lachen) Ja, ja, die kennen mich gut dort.

Lass mich Dir erklären, wie ich einkaufen gehe: Wenn ich Müsli für meine Kinder will, gehe ich zu CostULess. (CostULess ist bekannt für seine Großpackungen – vergleichbar mit der Metro in Deutschland.) Angenommen, ich muss Eier kaufen. Dann gibt es im Nordosten der Insel einen bestimmten Ort, an dem ich sie bekomme. Wann immer ich also in der Gegend bin, kaufe ich auf jeden Fall Eier, weil sie dort günstiger sind. Und wenn ich Milch brauche, gehe ich in den Esperamos Supermarkt. Dort gibt es die Milch, die meine Kinder und ich mögen. Für alles andere gehe ich in den Centrum Supermarkt.

Menschen und Kultur auf Curacao

Letzte Frage: Was spricht für eine Reise nach Curacao? Vielleicht hast Du drei gute Gründe, warum man diese wunderschöne Insel besuchen sollte.

Aldrich: Weil sie anders ist. Sie unterscheidet sich von den typischen Vorstellungen, die die Leute von der Karibik haben. Normalerweise denkt man bei der Karibik an Hotels und Strand und das war’s dann auch schon.

Curaçao hingegen hat eine eigene Kultur. Diese möchten wir gerne mit unseren Besuchern teilen. Wir sind nicht geschult wie touristisch geprägte Roboter, die alle Wünsche erfüllen. Nein. Wenn Du nach Curacao kommst, sind die Menschen hier echt. Und ja, sie haben ab und zu schlechte Laune. Manchmal sind sie ganz schön verrückt. Aber wenn Du Hilfe brauchst, helfen wir. Wenn Du etwas über die Insel wissen willst, sind wir da. Mit unserem unvollkommenen Englisch, mit unserem gebrochenen Spanisch, aber wir werden Dir helfen. Und wir sind sehr wohl da, um Deine Wünsche zu erfüllen, aber auf unsere eigene Art und Weise.

Wir haben also jetzt schon einmal die Kultur und die Menschen als Gründe. Curacao, das sind zum einen die Menschen und zum anderen die Geschichte der Insel.

Die Geschichte der Insel ist es wert, erzählt zu werden. Es gibt so viele Dinge, die hier auf der Insel passiert sind. All diese geschichtsträchtigen Ereignisse haben viel mit anderen Teilen der Welt zu tun. Ich meine, kannst Du Dir das vorstellen: Der Freiheitskämpfer von Südamerika hat auf Curacao gelebt. Das wissen die meisten nicht. Simón Bolívar, falls Du das nachschlagen möchtest. Ganz in der Nähe von hier lebten seine Schwestern (im Octagon Museum auf dem Gelände des Avila Beach Hotels). Als er zu seiner Zeit untertauchen musste, kam er nach Curacao. Damals lief er durch die Straßen und die Leute ließen ihn komplett in Ruhe. Entsprechend können Menschen hierher reisen und ebenfalls zur Ruhe kommen. Sie können sich wie zu Hause fühlen.

Demnach hat Curacao Kultur, Menschen und Geschichte zu bieten. Du hast mich nach drei Gründen gefragt, aber ich kann noch viele weitere nennen. Das Essen beispielsweise, wie es zubereitet wird… Tatsächlich wird es Dich fett machen, weil wir jede Menge Fett verwenden. Wir verarbeiten einiges an gutem Zeug…

Plasa Bieu, der Old Market in Willemstad - eine Markthalle mit lokaler Küche an verschiedenen Ständen

Plasa Bieu aka Old Market in Willemstad – eine Markthalle mit lokalen Küchen

Fett ist „lekker“.

Aldrich: Es ist lekker, es ist köstlich, es schmeckt gut. Wir freuen uns so sehr darüber, wenn Ihr unser Essen mögt. Dann bin ich total begeistert, denn ich liebe Curacao.

Wenn Ihr zum alten Markt (Plasa Bieu) geht und dort in einer der Küchen sitzt: Schaut Euch mal diejenigen an, die kochen und Euch das Essen bringen. Während Ihr ihre Gerichte esst, sagen sie: „Oh, ja, siehst Du, sie essen.” Wir lieben das.

„Wenn Du zu mir nach Hause kommst und ich Dir Essen serviere und ich sehe, dass Du es isst. Weißt Du, wie ich mich dann fühle? Ich bin der glücklichste Mann der Welt. Und das bin nicht nur ich, das ist typisch Curacao.“

Außerdem sind da noch die Strände. Wir reden nicht von diesem einen, langgezogenen Strand, an dem alle sitzen. Nein. Wenn es Dir an diesem nicht gefällt, gehst Du an den nächsten. Der gefällt Dir nicht? Dann gehst Du weiter zum nächsten. Es gibt Strände, an denen man ganz für sich allein sein kann.

Weißt Du, am Sint Christoffel Berg kannst Du einfach im Park spazieren gehen und Dir etwas ansehen. Hier auf Curacao wachsen Orchideen, die nirgendwo sonst wachsen. Du kannst auf den Berg steigen und die ganze Insel überblicken – ich denke, es gibt viel zu entdecken.

Komm nach Curacao!

Ja, komm nach Curacao! Aldrich, vielen Dank für dieses Interview.

Aldrich: Ich danke dir. Es war mir eine Ehre.

Blick vom Garten des Restaurant Shelterrock auf den Christoffel Berg

Blick von Shelterrock auf den Christoffel Berg

Maike, unsere gelernte Journalistin, fühlt sich am wohlsten, wenn ihre Füße abwechselnd im warmen Karibiksand und im türkisen Meer paddeln - über und unter Wasser. Ihr geschultes Auge entdeckt für Euch all die Kleinigkeiten am Weges- oder Riffrand, die den Unterschied machen.

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Aldrich Hermelijn | curacaochronicle.com

Mit aktuellen News über Curacao immer up to date

Aldrich Hermelijn, Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle im Restaurant Ginger - Buddha Statue links im Hintergrund

Aldrich Hermelijn mit seinem Curacao Chronicle ist für uns die verlässlichste und vertrauensvollste Informationsquelle zu allem, was auf Curacao passiert. Hoffentlich demnächst auch für Dich – vielleicht nachdem Du diesen Beitrag gelesen hast.

Denn egal, ob eine Mülldeponie nachts in Flammen aufgeht, die niederländische Königsfamilie zu Besuch ist, oder es politische oder gesellschaftliche Entwicklungen gibt: Aldrich ist immer einer der Ersten vor Ort, weiß über alles Bescheid und kennt Gott und die Welt – und das nicht nur auf der Insel Curacao.

Yiu di Korsou – ein Kind der Insel

Natürlich wollten wir wissen, wer hinter unserer erstklassigen Nachrichtenquelle steckt. Wie das immer so ist, war da jemand in unserem Bekanntenkreis, der den Herausgeber des Chronicles bereits kannte: Bryan Horne [Link zum Interview mit Bryan]. Er war so lieb und stellte den Kontakt her. Und so lernten wir Aldrich Hermelijn kennen, den Gründer und Chefredakteur des Curacao Chronicle. Er ist ein liebenswerter, ganz wundervoller Mensch und Gesprächspartner.

Wer sonst sollte uns mehr Einblicke geben können, als ein Journalist aus Curacao? Aldrich ist ein ‘Yiu di Korsou’ (Papiamentu = Kind von Curacao). Er liebt seine Heimat. Als eine Art Botschafter der Insel erklärt er uns im Interview, wie die Curacaoenaars so ticken. Zudem verrät er wertvolle Tipps für den Inselaufenthalt. Wir erfahren, wie er darauf gekommen ist, den Curacao Chronicle zu gründen. Außerdem sind wir happy, dass er uns ein paar Einblicke in sein Privatleben gegeben hat. Vielen Dank dafür, denn das macht nicht jeder.

Zum Interview haben wir uns im Ginger in Willemstad, einem Restaurant im Stadtteil Pietermaai, getroffen. Nochmals ein Dankeschön an Angi und Paul vom Ginger, dass wir den ruhigen Außenbereich und das schöne Ambiente während der Schließzeit am Nachmittag nutzen durften.

Stefan Rosenthal und Aldrich Hermelijn treffen sich im Restaurant Ginger zum Interview - Kamera Setup

Kamera Setup zum Interview – Stefan Rosenthal und Aldrich Hermelijn

Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle

Vielleicht stellst Du Dich erst einmal kurz vor.

Aldrich: Also, ich wurde hier auf Curacao als Kind einer Familie mit unterschiedlicher Herkunft geboren. Mein Vater kommt aus Venezuela und meine Mutter wurde hier auf der Insel geboren. Aber sie kommt auch aus einer Mischkultur, denn ihr Vater, mein Großvater, ist Jude. Und meine Großmutter stammt von Afrikanern ab, die nach Curacao kamen. Väterlicherseits sind wir aus Surinam und haben zugleich einen jüdischen und spanischen Ursprung. Ich bin ich als ein kompletter Mix aus verschiedensten Kulturen.

“Darauf bin ich sehr stolz, denn in mir spiegelt sich das wider, was Curacao ist: Eine Mischung aus verschiedenen Völkern, Kulturen – einfach aus allem, was man sich vorstellen kann. Und das verkörpere ich, genau wie viele andere Menschen hier auf der Insel auch.”

Ich bin ein alleinerziehender Vater von zwei wunderbaren Jungen. Und ich bin der stolze Herausgeber und Chefredakteur des Curacao Chronicle, der einzigen englischsprachigen Zeitung auf der Insel. Wir haben Tag für Tag Nachrichten und täglich Updates. Es gibt noch eine weitere englischsprachige Zeitung, aber diese ist lediglich eine Übersetzung von Nachrichten auf Papiamentu. Wir hingegen konzentrieren uns auf den internationalen Markt und sind ständig im Einsatz.

Werdegang

Ich habe vor fast zehn Jahren damit angefangen – allein. Damals war ich einfach nur ein Journalist bei einer Lokalzeitung. Und ich war es leid. Ich war es leid, so zu arbeiten. Ich war aber keinesfalls meiner Arbeit als Journalist überdrüssig oder was meine Karriere anging. Im Gegenteil, denn das ist meine Leidenschaft.

Stell Dir vor, Du hast den ganzen Tag gearbeitet und kommst abends nach Hause. Dann rufen sie dich an und sagen: „Hey, du musst zurückkommen, weil wir nicht möchten, dass du den Artikel in dieser Form schreibst. Du musst ihn ändern.“ „Warum?“ „Weil er gegen einen unserer Sponsoren gerichtet ist.“ Und das kam so oft vor. Ich hatte das Gefühl, dass ich meine Arbeit nicht so machen konnte, wie ich es wollte. Darum traf ich eine Entscheidung und dachte mir: Ich trage zwar die Verantwortung für zwei Söhne, die ich ernähren muss und für die ich sorgen muss, aber ich muss mich selbständig machen.

Screenshot von der Homepage des Curacao Chronicle

Die Homepage des Curacao Chronicle

Am 9. August 2012 habe ich den Curacao Chronicle gegründet. Seitdem ist er stetig gewachsen. Obwohl wir auf einer so kleinen Insel leben, ist es inzwischen in den Köpfen der Leute da draußen angekommen, dass die Website außerordentlich nützlich ist. Das liegt daran, dass ein großes Interesse an Curacao besteht. Wenn jemand etwas über die Insel wissen will, kommt er auf unsere Seite. Und ich bin stolz darauf, ihm die gewünschten Informationen bereitzustellen. Das also bin ich – in aller Kürze.

Ohne umfassende Recherche gehen keine Meldungen raus

Du hast alle meine Fragen in einem Satz beantwortet, kurz und knackig. Dann mach ich einfach mit meinem zweiten Thema weiter. Zum Beispiel das Feuer in der Mülldeponie: Woher hattest Du diese Information? Alles steht noch lichterloh in Flammen und wer hat währenddessen bereits ein Bild davon und einen Artikel online? Aldrich. Wie geht das?

Aldrich: Ich bin überall auf der Insel. Aber einige Orte, wie zum Beispiel das Hotel, in dem Ihr wohnt, kenne ich nicht (damals war es das Boutique Hotel Pietermaai). Weil es bisher nicht in den Nachrichten war. Aber wenn dort etwas passiert und es deshalb in die Nachrichten kommt, bin ich da – sind wir da.

Wie ich schon sagte, habe ich 2012 allein angefangen. Entsprechend war ich ständig unterwegs. Meine Kinder waren die ganze Zeit dabei. Beim Interviewen liefen meine beiden kleinen Kinder herum. Ja, so war das damals. Und dann haben wir uns schrittweise vergrößert. Zunächst habe ich einen weiteren Journalist eingestellt. Danach habe ich noch jemanden engagiert und so expandierte das Unternehmen wieder ein wenig. Dann kam ein Kameramann dazu und mittlerweile sind wir zu siebt. Auch wenn die Leute sagen: „Hey, das ist ja gar nicht so groß“. Aber für eine kleine Insel ist das schon ganz gut.

Stefan Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich erklärt und Maike Rosenthal fotografiert im Hintergrund

Aldrich erklärt Stefan etwas während Maike sich im Hintergrund ins Bild geschummelt hat

Ja, es ist wirklich groß für eine kleine Insel.

Aldrich: Deshalb versuchen wir, überall zu sein. Zudem haben wir immer jemand im Büro. Dort kann ich anrufen und sagen: “Hey, hier passiert gerade etwas. Ich schicke dir ein Foto von meinem Mobiltelefon. Bitte veröffentliche das auf der Website.” Auf diese Weise arbeiten wir.

Darum könnt Ihr auch so schnell Informationen bereitstellen.

Aldrich: Eins haben wir uns immer geschworen, auch wenn Eilmeldungen (Breaking News) sehr wichtig sind: Wenn wir nicht alle Informationen haben, dann gehen wir nicht mit einer Eilmeldung raus. Wir machen das einfach nicht. Manche sagen: “Hey, das hat ja ganz schön lange gedauert, bis ihr das veröffentlicht habt.” “Ja, weil wir noch auf der Suche nach weiteren Informationen waren.” Wir haben das Leserverhalten analysiert. Mittlerweile wissen wir, dass die meisten unserer Leser um die Mittagszeit und am Abend online gehen. Deshalb versuchen wir, unsere Nachrichten möglichst vor diesen Zeiten zu publizieren. Das ist der Grund, warum wir nicht allzu viel mit Breaking News arbeiten.

Internationale Zusammenarbeit hilft uns

Ist Curacao Chronicle Dein Hauptberuf?

Aldrich: Es ist mein Hauptgeschäft. Wir haben nichts anderes. Allerdings bieten wir zusätzliche Serviceleistungen an. Schließlich muss man ja überleben. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die Extra-Informationen anfordern. Diese stellen wir in Rechnung. Ich will ehrlich zu Dir sein: So können wir überleben.

Vor allem während der Pandemie wollte ich den Betrieb von Curacao Chronicle nicht einstellen. Deswegen mussten wir nach Alternativen suchen. Es gab einige Leute und andere Agenturen, vor allem CCTV aus China, die Informationen über die Karibik anfragten. Für diese zusätzlichen Informationen haben wir Geld verlangt. Es gibt noch weitere Agenturen, die wir mit Informationen beliefern. Wir verfügen somit über Möglichkeiten, die uns dabei helfen, nicht nur vom lokalen Markt abhängig zu sein.

Was mir aufgefallen ist: Ihr berichtet auch über das, was sich in den Niederlanden abspielt.

Aldrich: Im Moment arbeiten wir mit einigen Reportern in den Niederlanden zusammen, und da wir nicht immer Informationen von ihnen bekommen, schauen wir uns manchmal auch die Nachrichten dort an. In der Vergangenheit haben wir nur internationale Nachrichten gemacht. Aber nachdem wir das Verhalten unserer Leserinnen und Leser untersucht haben, haben wir festgestellt, dass sie nicht so oft auf internationale Nachrichten klicken. Ich meine, wenn man etwas wissen will, das in den USA, in Kanada oder in Deutschland passiert ist, schaut man nicht auf die Webseite des Curacao Chronicle. Wenn man es beim Curacao Chronicle findet, ist das großartig.

Wir konzentrieren uns mehr auf das niederländische Königreich und den Partner World News. Wir sind mehr auf die Niederlande und die Beziehungen zwischen den Niederlanden und Curacao, Sint Maarten und den anderen Inseln ausgerichtet. Manchmal beschäftigen wir uns noch mit Venezuela, weil es so nah ist. Wenn dort etwas geschieht, bekommen wir das auch zu spüren.

Screenshot von den World News auf der Website des Curacao Chronicle

Die World News Seite des Curacao Chronicle

Brückensprache und zugleich Weltsprache

Die Leserschaft des Curacao Chronicle: Ist sie eher lokal oder international?

Aldrich: Wir haben eine Liste von Ländern, die unsere Seite besuchen bzw. von Menschen aus anderen Ländern, die sie besuchen. An der Spitze der Liste stehen die USA. Du wirst es nicht glauben, aber Deutschland ist in den Top 5. Wir haben konstant ein paar Tausend Besucher aus Deutschland auf der Website. Zudem weiß ich jetzt, dass Ihr auch dabei seid. Aber wir haben auch Besucher aus Kanada, den Niederlanden und aus der Region. Curacao, Sint Maarten und Aruba sind an der Spitze. Doch die meisten unserer Leser kommen aus verschiedenen, anderen Ländern.

Ich denke, das liegt an der englischen Sprache. Es gibt einige Zeitungen auf Papiamentu für die Leute vor Ort. Aber für die internationalen Leser ist der Chronicle die einzige Quelle, die ich gefunden habe: jeden Tag korrekt, pünktlich und nah an den Menschen. Herzlichen Glückwunsch!

Aldrich: Vielen Dank. Ja, das ist genau das, was wir anstreben, und wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, Curacao in der ganzen Welt bekannt zu machen. Es ist eine kleine Insel, aber sie hat eine Menge zu bieten. Und die Menschen sollen wissen, was die Insel alles zu bieten hat, z.B. wenn sie ein Haus kaufen wollen, wenn sie hier investieren wollen, wenn sie hier leben wollen, selbst wenn sie hier nur Urlaub machen wollen. Es geht dabei nicht nur um Hotels und Strände…

Journalismus aus Leidenschaft

Was treibt Dich täglich an? Ist es deine Leidenschaft, Journalist zu sein, Herausgeber zu sein?

Aldrich: Immer. Um diese Frage zu beantworten, möchte ich eine kleine Einführung geben: Als ich klein war, habe ich bei meiner Großmutter gewohnt. Sie ist bereits 2017 verstorben. Jeden Abend habe ich mit ihr Nachrichten angeschaut. Wie alt war ich? 6, 7, 8, 10 – es bedeutete mir jeden Abend sehr viel, mich mit ihr hinzusetzen, die Lokalnachrichten zu schauen und zu reden. Sie hat mir die Welt erklärt und so entstand diese Leidenschaft. Ich nenne es schlicht und ergreifend „soziale Kommunikation“.

Ich habe nicht wirklich Journalismus studiert, aber ich liebte es, zu kommunizieren. Ich liebte es, zu schreiben. Nach meinem Abschluss an der Universität begann ich zu arbeiten. Alles, was ich gemacht habe, hatte mit Kommunikation zu tun. Dann kam die Entscheidung: Okay, jetzt weiß ich, wie Verwaltung funktioniert, weil ich für eine Behörde gearbeitet habe. Anschließend habe ich in der freien Wirtschaft gearbeitet. Jetzt weiß ich, wie alles funktioniert, und ich fühle mich bereit – weil ich ja immer noch jung war – als Journalist zu arbeiten. Ich stieg bei einer Zeitung ein. Die Zeitung ging vor ein paar Jahren in Konkurs, aber dort fing alles für mich an.

Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass es auf dieser kleinen Insel sehr stark von den Sponsoren abhängt, was du schreibst. Da habe ich für mich entschieden, dass ich nicht so sein möchte. Ich will die Leute exakt darüber informieren, was wirklich los ist. Nach einem Treffen mit dem Präsidenten des Dekolonisierungskomitees der Vereinten Nationen fing ich damit an. Dr. Corbin – ich werde ihm immer dankbar sein – sagte zu mir:

„Weißt du, was das Problem von Curacao ist?“
„Was?“
„Das Problem ist, dass wir in der Region nicht wissen, was vor sich geht, weil alle Nachrichten auf Papiamentu und Niederländisch sind. Wir sprechen diese Sprachen nicht.“

Das blieb mir im Gedächtnis. Eines Tages ging ich zu einer Pressekonferenz. Es hatte etwas mit Karneval zu tun. Das ist zwar nicht so mein Ding, aber ich bin trotzdem hingefahren. Gerade als ich aus dem Auto stieg, hörte ich eine Stimme. Es kam mir so vor, als ob ich mit mir selbst sprechen würde: Warum berichtest du nicht auf Englisch? Oha – Moment mal, das ist die Idee! Das war im Jahr 2011. Ich beschloss daraufhin, eine Website zu erstellen und die Leute (in englischer Sprache) zu informieren. Es war schwer. Es war hart.

„Aber weißt du, was mich motiviert – was mich antreibt? Wenn ich sehe, dass Menschen meine Artikel lesen. Oder wenn ich Kommentare erhalte – manchmal schreckliche Kommentare. Die Leute beschimpfen mich. Aber so ist das Leben – das ist ganz normal. Ich nehme es nicht persönlich.“

Stefan Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich hebt die Hand ans Ohr und erzählt lachend

Aldrich erzählt Stefan, was er alles zu hören bekommt

Wir haben einen Bereich auf der Webseite, in dem man mit uns Kontakt aufnehmen kann. Niemand sonst kann sehen, was man schreibt. Wir bekommen zwischen dreihundert und vierhundert E-Mails am Tag. Sie kommen von Menschen, die uns um Hilfe bitten, die nach bestimmten Artikeln fragen, die kommentieren, die uns zu neuen Themen inspirieren oder uns Informationen zukommen lassen.

Führende englischsprachige Online-Zeitung über Curacao

Das ist interessant, denn als Besucher der Website kann man nicht sofort auf diese Größe schließen.

Aldrich: Und das ist der Grund, warum sie immer noch existiert. Wenn sie klein wäre und sie nur ein paar hundert Leute besuchen würden, hätte ich schon lange damit aufgehört. Dann würde ich jetzt etwas anderes machen. Aber wir sprechen jeden Tag über Tausende und Abertausende von Menschen. Wenn ich den Leuten sage, dass die Seite groß ist, dann deshalb, weil sie groß ist.

Ich erinnere mich an einen Tag, an dem wir ankündigten, dass die Fluggesellschaft Jet Blue damit beginnen würde, nach Curacao zu fliegen. Allein an einem Tag haben 240.000 Menschen die Website besucht. Das ist verrückt. An einem normalen Tag haben wir zwischen 60.000 und 80.000 Besuche. Aber jedes Mal, wenn wir etwas veröffentlichen, das es wirklich wert ist, gelesen zu werden, kommen wir an diese Zahlen heran.

Screenshot eines Artikels des Curacao Chronicles mit der News, dass Delta Airlines ab Dezember non-stop nach Curacao fliegt

Curacao Chronicle Artikel mit einer weiteren News zu Flügen nach Curacao

Kommen wir noch einmal auf die Unabhängigkeit deiner Seite zurück. Ich habe gesehen, dass das Fremdenverkehrsamt (Curacao Tourist Board – CTB) eine Anzeige auf der Homepage geschaltet hat. Im Rahmen einer Partnerschaft?

Aldrich: Nein, sie haben nur das Banner – sie bezahlen dafür. Und ich will ganz ehrlich mit dir sein: Wir sind sehr unabhängig, was die Politik und die Wirtschaft angeht. Aber wir haben einander versprochen, dass wir nie etwas Schlechtes über den Tourismus schreiben werden. Denn das ist unsere Art, für unsere Insel zu werben. Wir haben dem Tourist Board versichert, dass wir uns immer mit ihnen in Verbindung setzen werden, wenn es etwas Negatives zu berichten gibt. Wir möchten immer ihre Version der Geschichte haben. Wir versuchen, es so darzustellen, dass man versteht: O.k., was geschehen ist, ist geschehen, aber das Tourismusbüro hat sich der Sache angenommen.

Man sollte sich hier auf der Insel gegenseitig unterstützen.

Aldrich: Ja, deshalb geben wir zum Beispiel alle Informationen, die sie uns geben, an unsere Leser weiter. Denn wir wissen, dass Leute wie Ihr, bevor sie nach Curacao reisen, wissen wollen, was von ihnen erwartet wird: die Vorschriften, die Karte, die Ihr ausfüllen müsst und all das. Damit unterstützen wir das CTB, denn wir haben viele Leser. Wir haben sie, um diese Informationen zu verbreiten.

Lass uns einen kurzen Blick in die Zukunft werfen: Gibt es Pläne, Apps für Android oder iphone zu entwickeln?

Aldrich: Die Zukunft, nach der Du fragst, besteht darin, die Website zu erneuern, sie attraktiver zu machen, sie zugänglicher zu machen. Die andere Sache ist, dass wir bereits eine App haben. Aber die App muss man über die Website herunterladen. Wir werden die App daher in den Google und Apple Store stellen.

Screenshot der App Download Seite des Curacao Chronicles

Die Curacao Chronicle App zum Download auf der Homepage

Etwas, das ich gerne noch wissen möchte: Du hast mir von Deiner Herkunft erzählt – von dem kulturellen Mischmasch. Wie viele Sprachen sprichst Du?

Aldrich: Ich spreche Papiamentu. Darauf bin ich stolz. Denn mit Papiamentu war es für mich sehr einfach, andere Sprachen zu erlernen. Ich spreche sehr gut Spanisch. Ich schreibe auch auf Spanisch, was viele Leute nicht wissen. Entsprechend tausche ich News mit einigen spanischen Nachrichtenagenturen aus. Zudem spreche ich auch Niederländisch. Früher habe ich in den Niederlanden gewohnt, ganz in der Nähe zur deutschen Grenze. Deshalb habe ich ein bisschen Deutsch gelernt. Jedes Mal, wenn Ihr Deutsch sprecht, verstehe ich es sehr gut. Allerdings kann ich mich nicht ganz so ausdrücken, wie ich das gerne täte. Aber ich verstehe es. Französisch habe ich auch gelernt. Mein letztes Projekt war es, Portugiesisch zu lernen. Ich habe einige Kurse besucht und fühle mich schon sehr wohl damit. Und natürlich meine Lieblingssprache: Englisch.

Aldrich, vielen Dank, Dankeschön. Ich übergebe jetzt an Maike, die den anderen Teil der Fragen hat. Herzlichen Dank.

Aldrich: Danke schön.

Maike Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich schaut zu Stefan, der beide filmt

Fliegender Wechsel – Stefan ist jetzt hinter der Kamera

Meine Festplatte würde ich überall mit hinnehmen – und natürlich Musik

Jetzt komm ich dran. Stefan hat seine Fragen mit Deinen Sprachkenntnissen abgeschlossen. Ich interessiere mich für Deinen Namen: Aldrich. Das ist ein sehr alter, deutscher Name. Weißt Du, warum Du diesen Namen trägst?

Aldrich: Es war mein Vater – mein Vater liebte diesen Namen. Er gab mir diesen Namen. Er bedeutet auf Deutsch ‚edler Herrscher‘ oder ‚alter Herrscher‘ (auch weiser Gebieter, Ratgeber, Berater, Hüter), und ich bin stolz auf diesen Namen. Es ist einer seiner Lieblingsnamen, von dem er mir sagte, dass er ihn einfach großartig fand und er sich nach Macht anfühlte. Deshalb hat er mich Aldrich genannt.

Wenn man ein Interview macht, fragt man in Deutschland normalerweise: „Wenn du auf eine einsame Insel reisen würdest und nur drei Dinge mitnehmen dürftest – was wäre das?“ Aber Du lebst auf einer Insel. Deshalb würde ich Dich gerne fragen: „Wenn du ins kalte Europa reisen würdest, welche drei Dinge würdest du mitnehmen?“

Aldrich: Meine Jacke und meine Kinder. Und der Curacao Chronicle muss fortbestehen. Deshalb würde ich meinen Computer mitnehmen. Nein, nicht wirklich den Computer, denn den kann ich in Europa kaufen. Ich würde meine Festplatte mitnehmen. Ohne die kann ich nicht leben. Ich werde oft gefragt, warum ich nicht einfach alles in die Cloud packe. Nein. Ich bin sehr technikaffin, aber ich muss meine Daten trotzdem immer bei mir haben. Ich will nicht alles in die Cloud stellen, weil ich dort Gefahr laufe, gehackt zu werden.

Maike Rosenthal mit Aldrich Hermelijn im Interview - Aldrich symbolisiert, dass er seine Daten immer mit sich tragen möchte

Aldrich symbolisiert, was ihm lieb und teuer ist

Du arbeitest sehr viel. Du bist der Chefredakteur und machst alles, was mit dem Curacao Chronicle zu tun hat. Wie erholst Du Dich von Deiner Arbeit? Was machst Du in Deiner Freizeit am liebsten?

Aldrich: Ich bin ein Musikfreak. Ich liebe Musik. Und Du ahnst nicht, welche Art von Musik.

Genau das wäre meine nächste Frage.

Aldrich: Ich liebe Rock, Rock-Baladen. In letzter Zeit habe ich zum Beispiel versucht, mir alles von den Scorpions anzuhören – die kommen ja aus Deutschland. Ich habe auch Mötley Crüe gehört und dadurch versucht, in die Vergangenheit zu reisen. Das weckt viele Erinnerungen in mir. Als ich klein war, habe ich Guns ’n Roses gehört, als ich in der Highschool war. Oder Alice Cooper – ich habe Musik von all den Stars aus dieser Zeit gehört. Sogar während der Arbeit.

Folgendes ist bei mir der Fall: Ich muss gestehen, dass ich mich besser konzentrieren kann, wenn ich Musik höre. Damit kann ich besser lesen, verstehen und mir Dinge merken. Wenn es um mich herum zu leise ist, kann ich nicht arbeiten. Spricht beispielsweise jemand mit mir, kann ich ebenfalls nicht arbeiten. Aber wenn ich Musik höre, und zwar die Musik, die ich kenne und die ich mag, kann ich mir Dinge besser merken. Vielleicht habe ich mir das antrainiert, denn im Studium war das auch so. Wenn ich jetzt an einem Artikel arbeite und schreibe, lege ich einfach richtig gute Musik auf. Dabei ist mir egal, wie oft sich die Titel wiederholen. Ich höre sie und schreibe gute Artikel. Darüber hinaus bin ich viel aufnahmefähiger für Informationen, die ich in anderen Artikeln weiterverwenden kann.

Musik bringt Dich in einen Flow, einen Schreibfluss.

Aldrich: Ganz genau. Und zu Deiner Frage, wie ich mich erhole: Ich sitze einfach da und lausche. Ach, ich liebe das! Außerdem habe ich als alleinerziehender Vater gelernt, mich auf meine Kinder einzustellen. Weil ich ja elf Jahre lang ganz allein mit ihnen zusammen war. Selbst wenn ich Musik höre oder ähnliches. Wenn sie sich unterhalten oder wenn sie etwas zu mir sagen, bekomme ich das mit. Sogar wenn ich schlafe und sie dann höre, spüre ich das. Kurzum: Musik und meine Kinder.

Meine Familie ist mir das Wichtigste und Kochen ist mein Hobby

Du hast über den Karneval gesprochen, der nicht so sehr Dein Ding ist. Dennoch gibt es hier auf Curacao besondere Traditionen in Bezug auf den Karneval und auch auf Silvester. Was ist Dir lieber?

Aldrich: Nun, ich bin eher der Typ, der zu Hause bleibt und dort feiert. Normalerweise mag ich Silvester sehr, denn an Weihnachten und zu Silvester koche ich. Ich liebe es, zu kochen. Für meine Familie koche ich gerne. Zudem liebe ich Feuerwerk, vor allem das Anzünden von Feuerwerkskörpern. Ich spare das ganze Jahr über Geld. Dieses Geld ist speziell für den Kauf von Feuerwerkartikeln bestimmt. Wenn ich extra dafür spare, um Feuerwerkskörper abzubrennen, dann fühle ich mich nicht ganz so schlecht dabei.

Jeder bei uns weiß, dass die Spardose mit Geld für Feuerwerkskörper gedacht ist. Meine Kinder sind da genau so wie ich. Sie lieben Feuerwerk und für uns ist das wirklich ein Riesending. Ich möchte, dass sie tolle Erinnerungen damit verbinden. Ich wünsche mir, dass sie, wenn sie älter werden und ihr Vater irgendwann nicht mehr da ist, sagen: „Ja Mann, wir hatten echt eine tolle Zeit mit unserem Vater.“ Daher versuche ich, Erinnerungen zu erschaffen, vor allem besondere Momente wie diese. Kann ich Dir erzählen, was wir an Weihnachten machen?

Selbstverständlich.

Aldrich: An Weihnachten besuchen wir ausschließlich die Verwandtschaft. Aber den zweiten Weihnachtstag, den 26., feiern wir hier. Das ist unser Tag. Wir verriegeln das Haus und schließen alles ab. Wir legen die Kissen und alle anderen Dinge vor den Fernseher und schauen von morgens bis abends Filme. Das machen wir jetzt schon seit Jahren so. Es ist schon zur Tradition geworden. Meine Kinder sagen immer: „Papa, das ist genau das, was wir wollen.“ Der Papa kocht an diesem Tag, es gibt Chips und Getränke. Es ist mir egal, was sie essen. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Sie hören von mir nicht: „Nein, du hast zu viel Schokolade gegessen. Im Gegenteil, iss“. Am Neujahrstag wissen sie dann auch, dass wir gut essen, dass wir zu Hause mit der Familie zusammen sind und dass wir es genießen.

Und Du bist ein ausgezeichneter Koch. Welche Art von Essen bereitest Du am liebsten zu?

Aldrich: Nun, ich koche gerne regionales Essen. Meine Lieblingsspeise ist Papaya-Stew (Eintopf oder auf Papiamentu: Stoba). Ich weiß nicht, ob Du das schon mal gegessen hast. Bei diesem Eintopf verwendet man die grüne Papaya und geschmortes Fleisch und… Ahh!

Welche Art von Fleisch ist in diesem Papaya Eintopf? Wir haben gelernt, dass in die Stoba, wie sie genannt wird, Fleisch hineinkommt. Papaya ist eine Frucht, aber welche Art von Fleisch ist drin?

Aldrich: Ich sage meinen Kindern immer: Wenn die Papaya grün ist, verwenden wir sie als Gemüse und wenn sie reif ist, ist sie eine Frucht. Was wir jedoch als Fleischeinlage für die Stoba verwenden, ist Ochsenschwanz. Den verwenden wir und ich mag den Stew auch gerne mit Rippchen drin, Spareribs. Ein anderes Gericht, das ich gerne esse, ist – ich weiß nicht, ob Ihr das in Deutschland esst – Sauerkraut Stew.

Ja, Sauerkraut mit Rippchen ist auch ein deutsches Essen.

Aldrich: Genau, das esse ich auch gerne. Das also sind meine beiden Lieblingsgerichte. Generell esse ich alles außer Iguana (Leguan). Nein, nein, nein, das kann ich nicht.

Ich koche auch gerne Indonesisch. Als ich in den Niederlanden gelebt habe, wohnte ich bei einer indonesischen Familie. Sie hat mir viel über indonesisches Essen beigebracht und wie man es zubereitet. Außerdem war ich in Indonesien und habe dort ebenfalls gelernt, wie man kocht. Wenn Du hier zu mir nach Hause kommst, öffnest Du den Küchenschrank und siehst indonesische Gewürze. Das sind nämlich meine Lieblingsgewürze. Und ich mag deutsches Essen, mmh.

Kannst Du bitte wiederholen, was Deine Kinder an dem deutschen Essen lieben?

Aldrich: Oh ja – die Kamera war aus als wir darüber gesprochen haben – 2017 waren wir in München und sie sagen immer noch – ich meine, sie waren echt noch klein damals: „Papa weißt du, was wir essen möchten? Brezn mit Frischkäse.“ Sie lieben das. Daraufhin habe ich ihnen versprochen, dass wir wieder nach Deutschland reisen werden. Und ich bin mir sicher, wenn wir wieder nach Deutschland kommen, werden wir noch viel mehr davon essen (beide lachen).

Meine Lieblingsrestaurants auf Curacao

Für unsere Besucher und Follower: Welche drei Restaurants kannst Du für regionale Gerichte empfehlen?

Aldrich: An erster Stelle steht der Old Market (Plasa Bieu). Dort ist mein persönliches Lieblingsrestaurant. Es gehört einer guten Freundin von mir: Zus. Ich weiß nicht, ob Ihr dort schon einmal gegessen habt, aber wenn Ihr zum Markt geht, dann esst bei Zus (Zus di Plaza).

Zus di Plaza am Old Market Plasa Bieu

Die Küche von Zus die Plaza am Old Market in Willemstad

Macht sie auch die Dushi Kadushi Suppe?

Aldrich: Ja, das macht sie. Wenn Du dort reinkommst, ganz rechts, da findest Du sie: die kräftige Dame – ihre Töchter sind auch kräftig. Ja, sie sind wirklich alle ganz gute Esser. Aber sie sind wirklich hervorragende Köchinnen.

Mein zweiter Favorit ist Jaanchie’s. Es befindet sich in Westpunt. Mich beeindruckt vor allem die Art und Weise, wie sie das Essen zubereiten. Es ist sehr einfach, aber es ist köstlich. Und wenn Ihr dort seid, probiert diese Funchi. Das ist eine Art Polenta – sehr lecker.

Das ist mein Lieblingsessen. Ich denke, ich werde umsteigen: Ich esse keine Pommes Frites oder Kartoffeln mehr, sondern stattdessen nur noch Funchi.

Aldrich: Am liebsten esse ich sie mit Knoblauchsoße. Die Knoblauch Creme, die sie haben, ist wirklich gut. Ich würde sagen, wir sollten jetzt gehen (er deutet an, aufzustehen – beide lachen).

Funchi sind auch eine schöne Beilage oder einfach nur ein Snack. Sie sind sehr vielseitig.

Aldrich: Wenn ich beispielsweise Funchi zubereite, mache ich viel mehr, als wir zu Mittag essen können. Und am Abend schneide ich sie dann auf und brate sie. Dann sind sie außen knusprig und innen weich. Meine Familie liebt das.

Und das dritte Restaurant für regionale Speisen – ähm – ich denke, dass jeder, der hier herkommt, unbedingt Barbecue nach Curacao-Art essen muss. Wann kann man das mal probieren? Mein ultimativer Tipp: Die Barbecue-Trucks in den Abendstunden sind der Renner. Nach 9 Uhr abends, vor allem auf dem Rooseveldtweg und dem Winston Churchillweg, stehen Food Trucks, die Sandwiches mit Grillspezialitäten nach curacaoscher Art verkaufen (Handzeichen mit Luftkuss = sehr lecker).

Trinkt einfach jede Menge Wasser!

Diese Insel ist wirklich heiß, heiß und nochmal heiß. Was ist Deine Strategie, um Dich abzukühlen?

Aldrich: Sehr viel Wasser trinken, kaltes Wasser. Wenn man arbeitet, kann man natürlich nicht ständig an den Strand gehen. Doch wir leben auf einer sehr heißen Insel in der Karibik. So ist das nun mal. Aber ich sage jedem – ich sage es den Touristen, ich sage es den Besuchern: Trinkt einfach jede Menge Wasser. Tut das einfach und das wird euch helfen.

Wir haben auch ein lokales Produkt namens ‚Glacial‘. Es ist eine Art Minze Liquid auf Alkoholbasis, mit dem Du Dich einsprühen kannst. Ich habe entdeckt, dass es mittlerweile eines gibt, das nicht ganz so stark nach Minze riecht. Du kannst Glacial verwenden, um Dich runter zu kühlen. Du findest es überall – es ist grün. Das heißt, es ist in einer durchsichtigen Flasche, aber die Flüssigkeit selbst ist grün. Es gibt auch noch eine farblose Variante. Seit der Pandemie sind beide Sorten erhältlich. Die grüne Ausführung riecht nach Minze. Sie erfrischt und kühlt.

Glacial Sortiment in verschiedenen Ausführungen im Supermarkt Regal

Ein Ausschnitt aus dem Glacial Sortiment im Supermarkt Regal

Meine Lieblingsstrände sind…

Was die Strände angeht: Wenn Du mit Deinen Jungs an den Strand gehst – welcher ist Dein persönlicher Lieblingsstrand?

Aldrich: Knip Strand, Kenepa Grandi ist die Nummer Eins. Wir mögen den Knip Strand, wir gehen auch zum Daaibooi und Jeremi. Das machen wir gerne. Manchmal, wenn wir einfach nur allein sein wollen, ohne viele Menschen, gehen wir zum Westpoint Beach (damit sind Playa Forti und Playa Grandi gemeint). Wenn Du unten am Strand bist (der mit den bunten Treppen), gehst Du ganz nach rechts. Ich finde es dort so schön, weil der Sand eine braune Farbe und winzige Kieselsteine hat. Dennoch sind sie sehr weich. Wenn wir dorthin gehen – es gibt einen Felsen, der den Strand in der Mitte in zwei Bereiche teilt – laufen wir einfach daran vorbei auf die andere Seite. Dort wirst Du immer ganz für Dich sein. Ich mag das, aber der Knip Strand ist der Lieblingsstrand meiner Kinder. Er ist flach und sie können von den Felsen springen.

Weißt Du, wie hoch der Sprungfelsen ist?

Aldrich: Etwa fünf Meter. Ich stehe nur dabei und schaue ihnen zu, aber ich selber mache das nicht. Nein, nein, nein. Als ich klein war, ja. Aber jetzt nicht mehr.

Wie lautet Dein Lieblingsradiosender? Wenn wir mit dem Auto fahren, tunen wir die ganze Zeit. Wir lieben einfach alle Radiosender auf Curacao. Aber hast Du einen? Gibt es vielleicht einen Rocksender?

Aldrich: Nein, Curacao Chronicle arbeitet mit Easy FM zusammen. Manchmal werden unsere Nachrichten auf Easy FM vorgelesen, und das nur kurz, nur die Schlagzeilen. Danach läuft nur noch reine Musik. Ich finde, sie haben einen guten Musikgeschmack. Wie gesagt, ich liebe Musik, also wäre das mein Favorit. Der andere ist Laser 101. Die haben auch gute Musik. Zu bestimmten Tageszeiten haben sie spezielle Formate. Dann spielen sie alte Songs aus den siebziger und achtziger Jahren. Das liebe ich.

Was ist dein Lieblingstier?

Aldrich: Mein Lieblingstier ist meine Katze.

Wie heißt sie denn?

Aldrich: Tami. Ich war eigentlich kein Katzenfan, aber wir haben diese Katze auf der Straße gefunden und als ich sie sah, sagten meine Kinder: „Papa,…“ „Ja, ja, ich weiß“. Also haben wir sie mitgenommen und ihr ein gutes Zuhause gegeben. Sie lebt jetzt mit uns zusammen und ist ein Teil der Familie. Ab und zu beißt sie uns. Wir wissen, dass wir sie dann in Ruhe lassen müssen. Aber danach kommt sie zurück und spielt mit uns. Wie ich schon sagte, bin ich kein Katzenfreund, aber ich liebe Tami.

Eigentlich sind das meine Lieblingstiere: Vögel – ich liebe sie. Ich bin ein Vogelliebhaber. Allerdings bin ich nicht der Typ, der einen Vogel in einem Käfig sehen möchte. Nein, ich liebe es einfach, sie zu sehen. Und wenn ich einen Vogel haben könnte, der in meinem Haus herumspaziert, würde ich das lieben. Doch ich will sie einfach in Freiheit wissen.

Aldrich’s Tipps für das perfekte Souvenir

Was könnten die Besucher, die nach Curacao kommen, als Souvenir mit nach Europa nehmen? Sie haben nicht viel Platz und können in das Flugzeug nicht so viel Gewicht mitnehmen.

Aldrich: Eines meiner Lieblingsmitbringsel – ich trinke keinen Alkohol – ist der Blue Curacao, das Original von Chobolobo. Ich denke, dass den jeder, der Curacao besucht, mitnehmen sollte. Wenn man diesen Curacao-Likör hat, kann man sagen: „Hey, diese Art von Likör gibt es überall, aber ich habe das Original“.

Ich habe die Geschichte von Chobolobo gelesen, und von dem Mann, der die Laraha-Orange anbaut. Er bringt sie zwei Mal im Jahr zum Landhaus Chobolobo in die Likörfabrik. Anscheinend gibt nur einen einzigen großen Tank für die Produktion. Dementsprechend exklusiv ist der Likör…

Sehr exklusiv. Ich bin froh, dass sie den Preis in einem vernünftigen Rahmen gehalten haben. Aber wenn du es dort kaufst, hast du das Original. Viele Leute sagen, der Blaue sei das Original. Dem ist nicht so. Der Klare ist das Original. Ich meine den, der wie Wasser aussieht. Alle anderen Sorten werden einfach nur gefärbt. Wenn du also die Klare ergattern kannst, ist das prima. Alternativ kannst du auch diese kleine Packung mit mehreren Likören nehmen, um verschiedene Farben zu haben. Da gibt es alle möglichen Geschmacksrichtungen: Es gibt den Mokka-, Tamarinden- und Rum-Rosinen-Geschmack. Nirgendwo anders wird so etwas produziert außer bei uns.

Die verschiedenen Sorten Senior Liköre im Landhuis Chobolobo

Alle erhältlichen SENIOR Likörsorten im Landhuis Chobolobo mit dem Original links oben

Ein weiteres Souvenir, das auf der Insel fast zum Selbstläufer geworden ist, ist die Chichi. Ich liebe die Chichi. Manche regen sich darüber auf, weil die Skulptur mehr oder weniger eine dicke Frau darstellt. Aber man muss verstehen, dass das Ganze ein Teil unserer Kultur ist. Die Frau, die die Chichi kreiert hat (Serena Israel) – ich habe mich mit ihr ausgetauscht. Ich liebe sie. Sie hat unsere Kultur ein wenig genauer erforscht und festgestellt, dass die alte Mama, die kreolische Mama aus Curacao, eine dicke Frau ist. Auch im Sinne von stark und mächtig, denn jeder achtet und schätzt sie. Sie ist die beste Köchin. Das ist es, was wir kennen: die Chichi, die Mama, die große Mama. Wenn man also eine bunte Chichi mitnimmt, dann ist das ein schönes Souvenir, wie ich finde. Diese Chichi ist schon wirklich witzig. Ich liebe sie. Übrigens habe ich selbst eine.

So kaufe ich auf Curacao ein

Wo kaufst Du hier auf Curacao am liebsten ein? Normale Dinge und Lebensmittel.

Aldrich: Ich wohne in der Nähe vom Centrum Supermarkt. Deshalb gehe ich dorthin. Zudem bin ein Fan von diesem Supermarkt. Da weiß ich genau, wo alles ist. Wenn sie mal etwas umstellen, dann bin ich sauer. (beide lachen) Ja, ja, die kennen mich gut dort.

Lass mich Dir erklären, wie ich einkaufen gehe: Wenn ich Müsli für meine Kinder will, gehe ich zu CostULess. (CostULess ist bekannt für seine Großpackungen – vergleichbar mit der Metro in Deutschland.) Angenommen, ich muss Eier kaufen. Dann gibt es im Nordosten der Insel einen bestimmten Ort, an dem ich sie bekomme. Wann immer ich also in der Gegend bin, kaufe ich auf jeden Fall Eier, weil sie dort günstiger sind. Und wenn ich Milch brauche, gehe ich in den Esperamos Supermarkt. Dort gibt es die Milch, die meine Kinder und ich mögen. Für alles andere gehe ich in den Centrum Supermarkt.

Menschen und Kultur auf Curacao

Letzte Frage: Was spricht für eine Reise nach Curacao? Vielleicht hast Du drei gute Gründe, warum man diese wunderschöne Insel besuchen sollte.

Aldrich: Weil sie anders ist. Sie unterscheidet sich von den typischen Vorstellungen, die die Leute von der Karibik haben. Normalerweise denkt man bei der Karibik an Hotels und Strand und das war’s dann auch schon.

Curaçao hingegen hat eine eigene Kultur. Diese möchten wir gerne mit unseren Besuchern teilen. Wir sind nicht geschult wie touristisch geprägte Roboter, die alle Wünsche erfüllen. Nein. Wenn Du nach Curacao kommst, sind die Menschen hier echt. Und ja, sie haben ab und zu schlechte Laune. Manchmal sind sie ganz schön verrückt. Aber wenn Du Hilfe brauchst, helfen wir. Wenn Du etwas über die Insel wissen willst, sind wir da. Mit unserem unvollkommenen Englisch, mit unserem gebrochenen Spanisch, aber wir werden Dir helfen. Und wir sind sehr wohl da, um Deine Wünsche zu erfüllen, aber auf unsere eigene Art und Weise.

Wir haben also jetzt schon einmal die Kultur und die Menschen als Gründe. Curacao, das sind zum einen die Menschen und zum anderen die Geschichte der Insel.

Die Geschichte der Insel ist es wert, erzählt zu werden. Es gibt so viele Dinge, die hier auf der Insel passiert sind. All diese geschichtsträchtigen Ereignisse haben viel mit anderen Teilen der Welt zu tun. Ich meine, kannst Du Dir das vorstellen: Der Freiheitskämpfer von Südamerika hat auf Curacao gelebt. Das wissen die meisten nicht. Simón Bolívar, falls Du das nachschlagen möchtest. Ganz in der Nähe von hier lebten seine Schwestern (im Octagon Museum auf dem Gelände des Avila Beach Hotels). Als er zu seiner Zeit untertauchen musste, kam er nach Curacao. Damals lief er durch die Straßen und die Leute ließen ihn komplett in Ruhe. Entsprechend können Menschen hierher reisen und ebenfalls zur Ruhe kommen. Sie können sich wie zu Hause fühlen.

Demnach hat Curacao Kultur, Menschen und Geschichte zu bieten. Du hast mich nach drei Gründen gefragt, aber ich kann noch viele weitere nennen. Das Essen beispielsweise, wie es zubereitet wird… Tatsächlich wird es Dich fett machen, weil wir jede Menge Fett verwenden. Wir verarbeiten einiges an gutem Zeug…

Plasa Bieu, der Old Market in Willemstad - eine Markthalle mit lokaler Küche an verschiedenen Ständen

Plasa Bieu aka Old Market in Willemstad – eine Markthalle mit lokalen Küchen

Fett ist „lekker“.

Aldrich: Es ist lekker, es ist köstlich, es schmeckt gut. Wir freuen uns so sehr darüber, wenn Ihr unser Essen mögt. Dann bin ich total begeistert, denn ich liebe Curacao.

Wenn Ihr zum alten Markt (Plasa Bieu) geht und dort in einer der Küchen sitzt: Schaut Euch mal diejenigen an, die kochen und Euch das Essen bringen. Während Ihr ihre Gerichte esst, sagen sie: „Oh, ja, siehst Du, sie essen.” Wir lieben das.

„Wenn Du zu mir nach Hause kommst und ich Dir Essen serviere und ich sehe, dass Du es isst. Weißt Du, wie ich mich dann fühle? Ich bin der glücklichste Mann der Welt. Und das bin nicht nur ich, das ist typisch Curacao.“

Außerdem sind da noch die Strände. Wir reden nicht von diesem einen, langgezogenen Strand, an dem alle sitzen. Nein. Wenn es Dir an diesem nicht gefällt, gehst Du an den nächsten. Der gefällt Dir nicht? Dann gehst Du weiter zum nächsten. Es gibt Strände, an denen man ganz für sich allein sein kann.

Weißt Du, am Sint Christoffel Berg kannst Du einfach im Park spazieren gehen und Dir etwas ansehen. Hier auf Curacao wachsen Orchideen, die nirgendwo sonst wachsen. Du kannst auf den Berg steigen und die ganze Insel überblicken – ich denke, es gibt viel zu entdecken.

Komm nach Curacao!

Ja, komm nach Curacao! Aldrich, vielen Dank für dieses Interview.

Aldrich: Ich danke dir. Es war mir eine Ehre.

Blick vom Garten des Restaurant Shelterrock auf den Christoffel Berg

Blick von Shelterrock auf den Christoffel Berg

Maike, unsere gelernte Journalistin, fühlt sich am wohlsten, wenn ihre Füße abwechselnd im warmen Karibiksand und im türkisen Meer paddeln - über und unter Wasser. Ihr geschultes Auge entdeckt für Euch all die Kleinigkeiten am Weges- oder Riffrand, die den Unterschied machen.

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